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*** Deadpool 2 ***

 
dp2 kritik
 
Autor: Alexander Friedrich
         
Dass der rotschwarze Antiheld Deadpool es überhaupt jemals ins Kino geschafft hat, gleicht schon einem Wunder. Nach einem kleinen aber sehr verschmähten Auftritt in „X-Men Origins: Wolverine“ und einem schier endlosen Produktionsprozess schaffte es Hauptdarsteller Ryan Reynolds dann doch endlich, seinen superfrechen und superbrutalen Söldner 2016 mit „Deadpool“ auf die Leinwand zu bringen.
 
Das „X-Men“-Spin-off wurde dann noch überraschenderweise ein großer Erfolg und spielte, trotz R-Rating in den USA und hierzulande einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren, weltweit fast 800 Millionen Dollar ein. Ein zweiter Teil war da nur eine Frage der Zeit und der lies längst nicht so lange auf sich warten, wie der erste Anlauf. Für „Deadpool 2“ nahm zudem noch erstmals Stunt-Experte David Leitch auf dem Regiestuhl Platz, der schon mit „John Wick“ bewies, wie sehr ihm grandios durchchoreographierte Kämpfe liegen. Und das Superhelden-Sequel ist tatsächlich gut gelungen, auch wenn ihm, ähnlich wie sein Vorgänger, in seiner Gänze dann doch die Dynamik verloren geht.
 
Wade Wilson (Ryan Reynolds) fasst gleich zu Beginn des Films den Entschluss: Er will sterben und zündet sich folglich auf einer ganzen Reihe von Benzinfässern an. Doch was ist passiert, dass der sonst so optimistische und glücklich mit seiner großen Liebe Vanessa (Morena Baccarin) liierte Superheld sich auf einmal das Licht auspusten will? Der Film dreht darauf die Uhr ein Stück zurück und arbeitet die vorangegangenen Ereignisse auf, doch letztendlich wird Wade von seinem Selbstmord abgebracht und von Mutant Colossos (Stimme: Stefan Kapicic) gerettet. Daraufhin soll Wade alias Deadpool endlich den X-Men beitreten. Widerwillig schließt sich der vorlaute Eigenbrötler dem Team an und absolviert eine Art Helden-Volontariat.
 
 
Humor als Allzweckwaffe
 
Der erste Einsatz lässt auch nicht lange auf sich warten: Russell (Julian Dennison), ein Junge mit der Fähigkeit, Feuer zu beschwören und gerade im Waisenhaus Amok läuft, soll aufgehalten und beruhigt werden. Während die X-Men aber einen sehr strengen Kodex pflegen, bei dem niemand verletzt werden soll, hat der nihilistische Deadpool da natürlich eine ganz andere Vorgehensweise. Zu allem Überfluss taucht plötzlich noch der fiese Schurke Cable (Josh Brolin) auf, der extra aus der Zukunft gekommen ist, um den jungen Mutanten Russell zu töten… So ein bisschen erinnert „Deadpool 2“ an „Terminator 2“ ja schon. Schließlich kommt auch da eine bösartige Maschine aus der Zukunft, um einen Jungen zu töten.
 
Josh Brolins Cable ist allerdings anders als der kultige T-1000 ein menschlicher Mutant, wenn auch nur zum Teil. Und tatsächlich macht seine Figur eine erhebliche Entwicklung im Laufe des Films durch, die jedoch relativ vorhersehbar ausfällt, wenn man nur ein bisschen die Augen offen hält. Und auch wenn Cables Beweggründe wie auch der Plot an sich quasi die Inbegriffe einer Tragödie sind, kommt das im Film nie so recht rüber. Denn „Deadpool 2“ will unterhalten und setzt jede Szene in einen satirischen oder witzigen Kontext. Selbst der schreckliche Schicksalsschlag zu Beginn verliert schnell seine Wirkung, da er sich auf Hauptfigur Wade Wilson nicht wirklich auswirken will.
 
Sprich: Die Ereignisse in „Deadpool 2“ spielen nie wirklich eine Rolle. Denn David Leitchs Superheldenfilm kaschiert nahezu alles mit seinem knallhart konsequenten Humor. Und dieser ist, alle Achtung, sogar sehr gut gelungen. Selten saßen die gezielt pointierten Witze so gut wie hier. Natürlich passt es auch zur Figur Deadpool wunderbar, jederzeit die vierte Wand zu durchbrechen, direkt zum Zuschauer zu sprechen und jeden Moment mit einer schwarzhumorigen Anspielung sämtliche Exemplare der Popkultur, sei es aus der Konkurrenz oder aus dem eigenen Hause, durch den Kakao zu ziehen. Vor allem ist der Wortwitz diesmal deutlich facettenreicher und trifft deutlich mehr ins Schwarze als noch im Vorgänger. Das liegt auch daran, dass Hauptdarsteller Ryan Reynolds diesmal mit am Drehbuch werkeln durfte und wahrscheinlich einen großen Anteil an den eigenen vorgetragenen Zeilen trägt.
 
03 ©2018 Twentieth Century Fox04 ©2018 Twentieth Century Fox05 ©2018 Twentieth Century Fox06 ©2018 Twentieth Century Fox
 
Gegen mich habt ihr keine Chance!
 
Ganz besonders gelungen ist die Einführung der sogenannten X-Force, einer von Deadpool eigens gegründeten Mutanten-Vereinigung als Antwort auf die X-Men. Nicht nur, dass „X-Force“ laut Deadpool viel genderneutraler klingt – auch bei der herrlich absurden Rekrutierung der Mitglieder schaut der Antiheld natürlich ganz genau hin. Der erste Einsatz des Teams gerät jedenfalls zu einer großen Überraschung und markiert einen der witzigsten wie genialsten Momente des Films. Vor allem der superkurze Cameo eines Superstars hat es dabei in sich.
 
Danach verliert „Deadpool 2“ aber etwas den Faden und wird immer mehr zu einer zähen Angelegenheit. Denn auf Dauer kann der Film seine substanzlose Dramaturgie nicht kaschieren. Das liegt auch daran, dass die Regiearbeit von David Leitch etwas enttäuscht. Der Filmemacher, der diesmal auf dem Regiestuhl Platz nahm, während beim Vorgänger noch Tim Miller die Zügel in der Hand hatte, liefert zwar handwerklich solide Actionkost, bietet jedoch wenig darüber hinaus. Während bei seinem letzten Werk „Atomic Blonde“ einige grandios inszenierte Sequenzen wie der unfassbar intensive Kampf in einem Berliner Hochhauskomplex im Gedächtnis blieben, bleiben die Kämpfe des Stunt-Experten und „John Wick“-Machers Leitch in „Deadpool 2“ eher Stangenware. Es wird schnell geschnitten, es fließt Blut, es rollen Köpfe – doch nichts ist wirklich herausragend oder bleibt lang in Erinnerung.
 
Ein Problem ist auch, dass Ryan Reynold mit seiner Präsenz als Deadpool derart die Leinwand dominiert, dass für andere Charaktere nur wenig Raum bleibt. Gerade Jungstar Julian Dennison als misshandelter Mutant wird sprichwörtlich verbraten, obwohl sein Charakter eigentlich den emotionalen Ankerpunt des Films darstellt. Auch die alte Garde aus dem Vorgänger wie Morena Baccarin als Wades Freundin Vanessa oder Sidekick T.J. Miller als Barkeeper Weasel können mit ihren wenigen Auftritten kaum die Geschichte bereichern. Eine Ausnahme bildet da noch Neuzugang Zazie Beetz: Die gebürtige Berlinerin spielt mit Domino eine Mutantin, deren Superkraft einfach nur Glück ist, was nicht nur die größten Superheldenklischees grandios parodiert, sondern sämtliche Action-Sequenzen des Films sehr bereichert.
 
Fazit
 
„Deadpool 2“ hat ähnliche Probleme wie sein Vorgänger, kaschiert sie jedoch etwas besser. Denn David Leitchs blutiger wie superfrecher Antiheldenfilm ist eine Parodie auf sein eigenes Genre und untermalt das mit sehr gelungener Situationskomik. Der Film steht sich dabei jedoch auch selbst im Weg, denn Dramatik und Substanz bleiben weitestgehend auf der Strecke. Durchschaut der Zuschauer diese Fassade, fällt das unterhaltsame „Deadpool“-Kartenhaus nämlich in sich gnadenlos zusammen.
 
 
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