***Ein Hologramm für den König***

ehfdk kritik
 
Autor: Alexander Friedrich
 
Wer in Saudi-Arabien einmal nach Mekka reisen will, darf das natürlich nur als wahrer Muslim. Für alle anderen gibt es tatsächlich eine eigene Fahrspur auf der großen Straße zum heiligen Pilgerziel, welche schließlich rechtzeitig in eine Ausfahrt mündet. Doch der tollpatschige Fahrer des IT-Vertreters Adam Clay (Tom Hanks) verpasst eben jene, was in einer herrlich komischen und zugleich etwas beängstigenden Szene mündet.
 
Ein Amerikaner hat sich nach Mekka verfahren, wo Nicht-Muslime strengstens verboten sind. „Ein Hologramm für Den König“ steckt voll mit solchen religiösen, politischen und kulturellen Missverständnissen und genau das macht auch die Seele von Tom Tykwers zweiter Regiearbeit mit Tom Hanks aus. Dank tollem Hauptdarsteller und intelligentem selbst verfasstem Drehbuch (nach Vorlage des Romans von Dave Eggers) kokettiert Tykwer satirisch aber auch stets respektvoll mit einer völlig anderen Welt. Nur gegen Ende verliert der deutsche „Lola rennt“-Regisseur leider etwas den Faden.
 
Bei Adam Clay (Tom Hanks spielt nach Cloud Atlas erneut eine Hauptrolle für Tom Tykwer) läuft es zurzeit nicht so gut. Beruflicher wie privater Stress und ein finanzieller Schuldenberg machen dem IT-Vertreter zu schaffen. Scheinbar die letzte Chance ist ein immens wichtiger Deal seines Arbeitgebers mit dem saudischen König. Clay soll im nahöstlichen Königreich diesem höchstpersönlich eine revolutionäre Technologie vorführen, mit der man ganz wie in „Star Wars“ per lebensechtem Hologramm telefonieren kann. Das Problem ist nur, dass vor Ort nichts als karge Wüste vorliegt und der König, anders als vereinbart, nicht anwesend ist. Clay bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, was viel länger dauert, als erwartet…
 
 
Verloren in der Wüste
 
Die von Kameramann Frank Griebe eingefangenen Bilder laden einen nach Saudi-Arabien ein, dabei wurde dort gar nicht gedreht. Die Aufnahmen stammen mitunter aus Ägypten und Marokko. Auch die auftretenden Protagonisten sind keine Saudis und die erwähnte Mekka-Szene ist wie zu erwarten auch nicht echt. Trotzdem sind die Schauplätze und gerade die Menschen sehr authentisch ausgefallen. Wenn Tom Hanks ernüchtert in eine endlose Wüste starrt, wo laut seinem Kontakt vor Ort in ein paar Jahren mal eine riesige Stadt entstehen soll, spürt man förmlich die trockene Hitze und muss über den herrlich naiven Ehrgeiz der saudischen Figuren schmunzeln oder über deren sympathisch bekloppte Art.
 
In einer riesigen Beton-Ruine voller glückspielender lauter Arbeiter wartet auf Adam im obersten Stock ein dekadent luxuriöses Penthouse und der verdrehte Fahrer und späterer Freund Yousef (Omar Elba) kontrolliert vor jeder Fahrt erst mal den schrottreifen Wagen, ob nicht irgendwo eine Bombe versteckt ist, da er eine Affäre mit einer verheirateten Frau hegt, was in Saudi-Arabien ebenso wenig gern gesehen wird wird wie Spionage-Witze oder das Konsumieren von Alkohol. Tom Hanks alias Adam Clay stolpert dabei von einem Fettnäpfchen ins Nächste, ohne es je bös zu meinen.
 
Und genauso geht auch Regisseur, Autor und Komponist Tom Tykwer mit dem saudischen Volk um. Politik, Religion und vor allem die verrückte wie sympathische Kultur werden mit augenzwinkerndem Humor auf die Schippe genommen, ohne je zu weit zu gehen. Der Respekt wird stets gewahrt, doch die Pointen sind eindeutig. Tom Hanks ist der personifizierte Fremdkörper an einem Ort, an dem er nichts ausrichten kann. Durch die Abstinenz des Königs wird der abgehalfterte Workaholic sich seiner Nutzlosigkeit bewusst und verliert sich mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit.

 

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Sentimentale Hektik
 
Clay bleibt so ein Gefangener Arabiens, ohne wirklich gefangen gehalten zu werden. Eine Wendung nimmt der mit 98 Minuten angenehm kurze Film mit einer Ärztin (gespielt von Homeland-Star Sarita Choudhury), in die sich Clay verliebt. Dieser bereits im Trailer gezeigte Part verleitet den gescheiterten Vertreter, in die triste Heimat trotz erfolglosem Aufenthalt zunächst nicht zurückzukehren. Leider dient dieser Handlungsstrang nur als Love Interest und wird erst ziemlich gegen Ende sehr hektisch hineingeschoben.
 
Statt wie zu erwarten in Clay einen inneren Konflikt zwischen Heimweh und neuer Verbundenheit auszulösen, ereignet sich dieser Schluss sehr spontan und wird ohne viel Erklärung aufgelöst. So lässt uns Tykwer nach einem emotionalen wie amüsanten Trip etwas ratlos zurück.
 
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Fazit:
 
„Ein Hologramm für den König“ ist ein geradliniger Reise-Ausflug in ein Land, in dem gleichzeitig die Zeit stehen geblieben ist und zu schnell vorangeht. Bis zur Zielgeraden hält Tykwer den Unterhaltungswert sehr hoch, doch dann enttäuschen dramaturgische Fehler und ein unmotiviertes Ende.
 
Dank einem hervorragendem Tom Hanks erleidet die Tragik-Komödie jedoch zum Glück keinen Schiffbruch.