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*** Greenland ***

 

ouatih kritik

Autor: Walter Hummer
 
Und noch ein Katastrophenfilm, ... und wieder geht die Welt kaputt, ... und noch ein Vater will seine Familie retten, … irgendwie kommt uns das alles recht bekannt vor … oder?
 
Dies ist eine Warnung des Präsidenten
 
John Garrity ist ein Kerl wie Du und ich. Er hat einen Job, er hat eine Frau und einen Sohn und er hat Eheprobleme. Die sind aber plötzlich gar nicht mehr gar so wichtig, weil ein Komet in weniger als zwei Tagen auf der Erde einschlagen und den größten Teil der Menschheit vernichten wird. John und seine Familie sollen zwar zunächst zu geheimen Schutzräumen transportiert werden. Doch die Apokalypse verläuft nicht nach Plan. Und so muss John seine Familie selbst retten. Aber Grönland ist weit und der Weg gefährlich …
 
Während der ersten 15 Minuten von „Greenland“ dachte ich so bei mir, wie viel besser dieser Film damals vor gut 10 Jahren ausgesehen hatte, als er noch „2012“ hieß. Aber Roland Emmerichs Blockbuster von 2009 hatte damals immerhin ein Budget von mehr als 200 Millionen Dollar. Über das Budget von „Greenland“ sind keine Zahlen bekannt. Aber 200 Millionen Dollar hatte Regisseur Ric Roman Waugh („Angel Has Fallen“) sicher nicht zur Verfügung. Das erkennt man an der Qualität der computergenerierten Bilder, die zwischen passabel und naja pendelt. Und das erkennt man auch an der Besetzung. Gerard Butler hat seit „300“ in keinem erstklassigen Film mitgewirkt.
 
 
Aber dann lässt das Drehbuch von Chris Sparling („Buried – Lebend begraben“) immer wieder einzelne Einfälle erkennen, die den Film über das Niveau anderer Filme mit Gerard Butler heben. Man sieht wieder einmal, überfordertes US-Militär die Apokalypse verwalten. Aber wenn eine Offizierin („Merrin Dungey“ aus „Malcolm Mittendrin“) trotz einer furchtbaren Wahrheit sachlich an ihrer Aufgabe festhält, lässt uns das die Soldaten als Menschen mit eigenen Geschichten und Problemen erkennen. Wir haben wieder einmal ein Kind, das dringend Medizin braucht. Aber eine kurze Szene zwischen der Mutter und einer Ärztin berührt uns tief inmitten all des Getümmels auf der Leinwand.
 
Wieder treffen die Protagonisten auf Mitmenschen, die alles noch schlimmer machen, als es ohnehin bereits ist. Aber Tim Robbins war in „Krieg der Welten“ wahnsinnig, weil die Geschichte eben einen Wahnsinnigen brauchte und der russische Oligarch in „2012“ war ein Mistkerl, weil … naja, was will man von einem russischen Oligarchen erwarten? In „Greenland“ versucht ein zunächst freundlicher, hilfsbereiter Mann im Angesicht der sicheren Vernichtung etwas Abscheuliches und kann sogar seine Frau überreden mitzumachen. Der Film zeigt uns hier aber keine Monster, sondern verzweifelte Menschen, die unter normalen Umständen niemals auch nur an ein solches Verbrechen gedacht hätten.
 
Selbst der Held darf nicht einfach nur Held sein und seine Familie retten, sondern muss etwas Furchtbares tun und damit leben lernen. Auf eine stümperhaft schlecht gestaltete Kampfszene folgt ein Moment in dem Butlers Figur schlagartig erkennen muss, wie wenig es braucht um ein Leben zu beenden und wie schnell das passieren kann. Kurz nachdem Hunderte Menschen auf einem Flugplatz umgekommen sind und nicht lange bevor der größte Teil der Menschheit umkommen wird, schafft es der Film trotzdem, dem Tod einzelner Menschen Bedeutung zu verleihen.
 
Leider fällt nicht alles an dem Film so originell aus. Vieles wirkt dann doch zu beliebig. Die Nachbarschaft der Familie wirkt wie aus einer Sitcom, die Eheprobleme erinnern an eine Soap. Die ganze Exposition wirkt künstlich und die Dialoge klingen teilweise furchtbar. An einer Stelle beantwortet der Held die Frage nach seinem Job mit „Ich baue Hochhäuser“, statt wie ein normaler Erwachsener gleich zu sagen „Ich bin Bauingenieur“. Die Stimmungen der Protagonisten wechseln ohne jeden Übergang zwischen den Extremen.
 
01 ©2020 Tobis Film GmbH02 ©2020 Tobis Film GmbH05 ©2020 Tobis Film GmbH06 ©2020 Tobis Film GmbH
 
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Wie erwähnt, hat Gerard Butler seit „300“ in keinem erstklassigen Film mitgewirkt. Filme wie „Der Kautions-Cop“, „Geostorm“ und die „Dingsbums Has Fallen“-Reihe waren mittelmäßige Kopien besserer Filme. Aber Butler ist auch eine mittelmäßige Kopie besserer Darsteller. In jedem seiner Filme sieht man ihm die Anstrengung an, wenn er versucht cool zu wirken. Aber wenn man sich dazu anstrengen muss, wird man nie cool wirken. Und auch in den emotionalen Szenen von „Greenland“ kann Butler nicht verbergen, wie viel Mühe er sich gibt. Er will traurig wirken und zeigt ein schmerzverzerrtes Gesicht. Er will Verwirrung zeigen und irrt orientierungslos umher. Er will gelassen spielen und wirkt wie ein Angeber.
 
Hätte er sich mal an einem seiner Nebendarsteller orientiert. Scott Glenn ist mittlerweile über 80 Jahre alt und einer der unterschätztesten Darsteller Hollywoods. Er hat mit seinen unaufgeregten, immer ausgereiften Darstellungen wichtiger Nebenrollen so unterschiedliche Filme wie „Jagd auf Roter Oktober“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Training Day“ und „Sucker Punch“ ebenso aufgewertet wie zusammengehalten. Hier wird sein Talent verschwendet, wenn man ihn als Schwiegervater keinen Dialog sondern bloße Klischees sprechen lässt. Aber sogar in seinen wenigen Szenen spielt er den Star des Films lässig an die Wand.
 
Morena Baccarins Gesicht kannte man jahrelang aus verschiedenen Fernsehserien, bevor sie vor vier Jahren in „Deadpool“ ebenso witzig wie bezaubernd war. Und man wünscht ihr seither einen Film, in dem sie wieder zeigen kann, was in ihr steckt. „Greenland“ ist nicht dieser Film. Baccarin spielt tapfer ein wandelndes Klischee ohne jede eigene Persönlichkeit. Es hat etwas symbolhaftes, wenn ihre Figur der Ehefrau und Mutter auf einer Autofahrt von mehr als tausend Kilometern stets auf dem Beifahrersitz sitzt und den Mann fahren lässt.
 
Der kleine Roger Dale Floyd war neulich in den Rückblenden von „Doctor Sleep“ zu sehen. Regie und Drehbuch verlangen viel von einem kaum Zehnjährigen. Der junge Mann schlägt sich wacker, seine Szenen gehören aber nicht zu den stärksten Momenten des Films.
 
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Fazit
 
Fast alles in „Greenland“ haben wir so oder so ähnlich schon mehrmals gesehen. Und meistens besser. Einige originelle Drehbuchideen und Nebenfiguren machen den Film interessanter als der Trailer vermuten lässt.
 
 
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