*** Liliane Susewind - Ein tierisches Abenteuer ***

 
lsw kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
Wenn in einer Kinderbuchreihe in 10 Jahren ganze 18 Titel erschienen sind, darf man dahinter finanzielles Interesse vermuten. Wenn dann ein Film auf der Grundlage dieser Buchreihe produziert wird, geht es dabei sicher auch um Geld. Schade, wenn man davon nichts auf der Leinwand zu sehen bekommt.
 
If I could talk to the animals …
 
Die elfjährige Liliane kann mit Tieren sprechen. Das bringt sie und ihre Familie immer wieder in Schwierigkeiten. Nach einem Umzug in eine neue Stadt, will sie diese Gabe von nun an verheimlichen. Leider muss sie wegen eines Schulprojekts mehrere Tage in einem Zoo verbringen. Und nur mit ihrer Gabe kann Liliane die Tierdiebstähle dort aufklären …
 
Erst vor einigen Wochen lief mit „Matti, Sami und die drei größten Fehler des Universums“ ein Kinderfilm in unseren Kinos an, der tatsächlich in der Realität spielt. „Liliane Susewind“ ist der komplette Gegenentwurf dazu. In diesem Film ist nichts real. Dabei ist gegen Lilianes Fähigkeit mit den Tieren zu kommunizieren nichts zu sagen. Fantastische Handlungselemente können durchaus in einem realistischen Umfeld gezeigt werden. So etwas hat schon oft funktioniert, von „Pippi Langstrumpf“ bis „Harry Potter“.
 
 
Aber die kleine Liliane lebt in einer Welt, in der nichts, aber auch gar nichts, auch nur halbwegs an unsere reale Welt erinnert. So tragen zum Beispiel sämtliche Figuren in diesem Film während der gesamten Handlung immer die gleiche Kleidung. Nicht bloß die durchgeknallte Zoobesitzerin und ihr schmuddeliger Tierpfleger, sondern einfach jede Figur trägt in jeder Szene exakt die gleiche Kleidung. Liliane, ihre Mitschüler, ihre Eltern, … einfach jeder. Lilianes Mutter ist wohl eine Art Fernsehreporterin. Trotzdem besitzt sie nur ein einziges Kleid. Und das steht ihr nicht mal besonders. Auch sonst funktioniert hier nichts auch nur halbwegs wie in der richtigen Welt. Wir erfahren, dass die Familie wegen Lilianes Gabe schon mehrmals umziehen musste. Trotzdem findet die Mutter nach jedem Umzug sofort einen Job als Reporterin beim Lokalfernsehen. Und die Familie findet in jeder neuen Stadt immer sofort ein wunderschönes Altbau-Einfamilienhaus im Grünen.
 
Und wie es sich für einen typisch lustigen Kinderfilm gehört, sind sämtliche Erwachsenen strohdumm. Neben den beiden Polizisten die in diesem Film Dienst tun, wirken ihre Kollegen aus der alten Serie um Pippi Langstrumpf wie die genialen Ermittler aus „Criminal Minds“. Die Zoobesitzerin wäre nie von selbst auf die Idee gekommen, dass die Tiere vielleicht von jemandem gestohlen worden sein könnten, der tatsächlich einen Schlüssel zum Zoo hat. Aber die haha-lustigste Figur des Films ist Lilianes Vater, der zerstreute Autor. Der Mann trinkt aus einer Blumenvase und würzt beim Kochen mit Spülmittel. Nach einem Umzug schläft er in der Badewanne und latscht in einen Spind, weil er sich nicht an die Raumaufteilung im neuen Haus gewöhnen kann. Lilianes Mutter sollte sich vielleicht weniger Sorgen um ihre Tochter als um ihren Mann machen.
 
Diese und ähnliche Albernheiten sollen sicher für Lacher sorgen. Immerhin ist die Zielgruppe dieses Films ungefähr acht Jahre alt. Aber was haben sich die Autoren bei der Figur von Lilianes Mitschülerin Trixi gedacht? Die Figur war wohl als verzogenes Gör gedacht. Tatsächlich sehen wir hier eine Zwölfjährige mit einer ausgewachsenen Borderline-Störung. So etwas können auch Grundschüler unmöglich witzig finden.
 
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Show me the money
 
Natürlich kann man bei einem Kinderfilm aus deutscher Produktion kein allzu großes Budget erwarten. Aber seit den Tagen von Ed Wood hat man selten einen Film gesehen, bei dem so offensichtlich gespart wurde wie bei diesem. In Lilianes Heimatstadt gibt es bloß vier Autos. Vier Stück. Vier Kraftfahrzeuge müssen für diese Stadt auch reichen. Immerhin besteht sie ja auch bloß aus knapp zehn Gebäuden. Der Unterschlupf der bösen Tierräuberin ist ganz offensichtlich die andere Seite des Gebäudes, in dem Lilianes Freund seine Werkstatt hat.
 
Ein Tierkrankenhaus ist bloß eine andere Ecke des Zoos, der ohnehin gerade mal die Größe eines Handballfelds hat. Und die Geburtstagsparty der zickigen Trixi findet im gleichen Garten statt, in dem auch das Haus von Lilianes Familie steht. Am Ende reist eine der Schurkinnen mit einer alten Dampflok an. Der ganze Zug hat aber nur einen Wagon und darf bloß ungefähr dreißig Meter weit ins Bild fahren. Die Flucht der Gaunerin mit der Dampflok wird dann zum Glück rechtzeitig verhindert. Nicht auszudenken, was das gekostet hätte. Der computeranimierte Elefant sieht aus, als hätte er eine Ringelnatter statt eines Rüssels im Gesicht.
 
Von Tieren und Menschen …
 
Malu Leicher ist sicher ein nettes Mädchen. An ihrer Rolle als „Liliane“ wären junge Schauspielerinnen mit sehr viel mehr Talent auch gescheitert.
 
Meret Becker ist eine großartige und vielseitige Schauspielerin. Sie spielt die durchgeknallte Zoobesitzerin als wäre sie mitten in einer Impro-Übung in einem Clowns-Workshop für Anfänger.
 
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Aylin Tezels („Almanya – Willkommen in Deutschland“) Kostüm als Schurkin soll wohl an Catwoman erinnern. Keine der Damen aus der langen Reihe von Catwoman-Darstellerinnen, von Julie Newmar bis Anne Hathaway, muss sich von dieser Darstellung bedroht fühlen.
 
Warum spielt eigentlich Christoph Maria Herbst immer wieder in Kinderfilmen mit? Weiß das jemand? Gibt es achtjährige Stromberg-Fans? Keine Ahnung.
 
Warum spricht der Hund von Liliane mit Berliner Akzent? Weil er von Bürger Lars Dietrich synchronisiert wird. Ich formuliere meine Frage neu: Warum wird der Hund von Liliane von Bürger Lars Dietrich synchronisiert? Hm …. schwer zu sagen.
 
Fazit
 
Wenn ein kleines Mädchen schon die Bücher über die Abenteuer von „Liliane Susewind“ gern gelesen hat, kann man mit ihr in diesen Film gehen. Ansonsten laufen zurzeit genug bessere Filme für Kinder im Grundschulalter.
 
 
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