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***Logan Lucky***

 
llucky kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Vor ein paar Jahren verkündete Steven Soderbergh, dass er sich aus dem Filmgeschäft zurückzieht. Er wollte keinen Film mehr inszenieren und konzentrierte sich einige Zeit auf seine Fernsehserie „The Knick“. Dann muss es ihn aber doch wieder in den Fingern gejuckt haben. Vielleicht auch deswegen, weil „Logan Lucky“ so etwas wie die Anti-These zu seinen eigenen „Ocean’s“-Filmen ist.
 
Wie die normalen Leute klauen …
 
Vom Leben verwöhnt sind die Brüder Clyde (Adam Driver) und Jimmy (Channing Tatum) wirklich nicht. Der eine hat im Irak-Einsatz eine Hand verloren und verdingt sich jetzt als Barkeeper, der andere zieht das Bein nach und wird darum in seinem Job zum versicherungstechnischen Risiko, weswegen man ihn entlässt.
 
Kein Wunder, dass Clyde also davon überzeugt ist, dass auf der Logan-Familie ein Fluch lastet. Aber Jimmy will davon gar nichts hören. Denn er will endlich auch mal auf der Glücksseite des Lebens stehen und nutzt darum ein paar Insider-Informationen, um den ganz großen Coup zu planen. Zusammen mit seinem Bruder will er die Einnahmen des größten NASCAR-Rennens in den USA stehlen. Doch dazu benötigen sie die Hilfe von Safeknacker Joe Bang (Daniel Craig). Ein kleines Problem gibt es aber noch: Joe sitzt immer noch im Gefängnis. Wie ihn also herausbekommen, den Bruch machen und Joe wieder zurückbringen?
 
 
Skurrile Figuren
 
„Logan Lucky“ ist verspielter, als man das bei Soderbergh erwartet. Er ist auch deutlich überdrehter. Die Figuren sind weit jenseits des Normalen, auch wenn sie in einer Art normalem Kontext agieren. Es ist eine Hyperrealität, die hier erschaffen wird. Eine, in der die Menschen wirken, als entstammten sie einem Film der Coen-Brüder. Das gilt für die beiden Hauptakteure, fast mehr noch aber für alle anderen Figuren, allen voran Joe Bang. Daniel Craig legt hier mit platinblondem Haar eine Spielfreude an den Tag, die man bei seinen Bond-Einsätzen mittlerweile vermisst. Er ist der heimliche Star dieses beschwingten, sehr lockeren Films.
 
Es sind aber nicht nur die Figuren, die herrlich abgedreht sind, die Situation ist es auch. Und es gibt Szenen, die ans Absurde grenzen. Sehr schön ist die Sequenz, als Joe Bang seine Brüder losschickt, um im Wald einen Koffer abzuholen. Wem sie da begegnen, ist einfach nur schräg, und das, ohne jede Erklärung. Dies ist einfach ein surrealer Moment, der keiner weiteren Erörterung bedarf. Auch das zeichnet diesen Film aus: Dass er mit seiner Geschichte zumindest zum Teil tatsächlich überraschen kann, und sei es nur, indem ein Moment ohne Sinn und Verstand zelebriert wird.
 
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Der Zufall
 
Natürlich könnte man „Logan Lucky“ insofern zerpflücken, als dass der Plan so nicht wirklich hinhauen würde. Er spiegelt eine Komplexität vor, die gar nicht da ist. Stattdessen erkennt man bei genauerem Hinsehen schon, dass extrem viel vom Zufall abhängt. Dass der immer wieder zum Vorteil der Logan-Brüder ist, zeigt dann auch nur, dass es eben doch keinen Fluch gibt.
 
Man könnte sich an der Zufälligkeit der Ereignisse stören, man kann sich aber auch einfach mitreißen lassen, denn die Geschichte wird rasant, locker und sehr beschwingt erzählt. Man unterhält sich hier einfach bestens, zumal einem die Figuren näherliegen als die geschleckten Edel-Gauner aus den „Ocean’s“-Filmen.
 
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Fazit
 
„Logan Lucky“ ist die sehr gelungene Rückkehr von Steven Soderbergh auf den Regiestuhl, mit der er sozusagen auch den Kreis schließt. Denn hier erzählt er eine große Gaunergeschichte mit ganz normalen Menschen, wodurch er einen schönen Kontrast zu seinen eigenen „Ocean’s“-Filmen bieten kann.
 
Der Film ist bis in die Nebenrollen exzellent besetzt, bietet Spannung und Humor und hat auch das Herz auf dem rechten Fleck. Dazu kommt, dass er flott und locker erzählt ist. Kurz: Hier sind alle Zutaten für einen vergnüglichen Kinoabend vorhanden.
 
 
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