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***Quija 2***

 quija kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Wenn schon der erste Film allenfalls halbgar ist und alte Ideen wenig originell widergekäut werden, kann man dann von der Fortsetzung, die eigentlich ein Prequel ist, viel erwarten? Im Grunde nicht, aber dann gibt es eben doch die wundersamen Überraschungen im Kino, wenn ein Film ganz plötzlich weit besser ist, als man erwartet hätte. Im Fall von „Quija – Ursprung des Bösen“ liegt das vor allem an Autor und Regisseur Mike Flanagan.
 
1967
 
Alice (Elisabeth Reaser) ist ein Medium, das Menschen in Kontakt mit verstorbenen Lieben bringt. Oder zumindest tut sie so, denn eigentlich ist alles nur ein großer Schwindel, bei dem ihr ihre Töchter Lina (Annalise Baso) und Doris (Lulu Wilson) helfen. Immerhin redet sich Alice darauf raus, dass sie Menschen hilft. Aber zum Überleben reicht das nach dem Tod ihres Mannes auch nur eher schlecht als recht.
 
Als Lina ihr empfiehlt, doch mit einem Quija-Brett zu arbeiten, ändert sich jedoch alles. Denn plötzlich zeigt sich, dass Doris anders als ihre Mutter ein Medium ist und mit den Geistern sprechen kann. Das ist gut fürs Geschäft, aber schlecht für die Familie. Denn nicht alle Geister sind den Lebenden freundlich gesinnt.
 
 
Wie aus einer anderen Zeit
 
Vor dem Hauptfilm ist das alte Universal-Logo aus den 1960er Jahren zu sehen. Ein stimmungsvoller Einstieg, den Flanagan noch forciert, indem er auch den Titel des Films altmodisch arrangieren lässt. Die Idee, den Film in den 1960er Jahren spielen zu lassen, ist eine der Stärken von „Quija – Ursprung des Bösen“. Denn nicht nur sind die Ausstattung mit den alten Autos und die alten Frisuren schön anzusehen. Nein, Flanagan hat sehr genau studiert, wie Filme damals erzählt wurden.
 
Dem hat er sich auch bei diesem Projekt verschrieben. Er erzählt betont langsam. Für seine Figuren, aber auch für die Geschichte lässt er sich Zeit. Damit steht er im krassen Gegensatz zu „Quija – Spiel nicht mit dem Teufel“, dessen Vorgeschichte er erzählt. Denn der war schlicht und einfach modern gestaltet. Vor allem aber handelte es sich dabei um einen Film, der auf eine sehr klar definierte Klientel zugeschnitten war.
 
Denn der erste Teil wiederholt einfach nur, was ähnlich gelagerte Quija-Filme schon vorexerziert haben, wohlwissend, dass sein Publikum eines sein wird, das im Horror-Bereich Novizenstatus hat. Dementsprechend war alles neu. Aber langjährige Genre-Fans erwartete nur gepflegte Langeweile. Nicht so jedoch beim Prequel.
 
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Besessen
 
Zu Flanagans Stärken hat es schon immer gehört, seinen Genre-Geschichten ein wenig Tiefgang zu verleihen. Das kann stärker ausgeprägt sein wie bei „Before I Wake“ oder auch schwächer wie in diesem Film, aber es ist praktisch immer vorhanden. So konzentriert er sich auch etwas auf das Leben dieser Familie, deren Ernährer gestorben ist, ebenso wie auf den Umstand, dass die jüngste Tochter des „Jobs“ ihrer Mutter wegen gehänselt wird.
 
In erster Linie soll „Quija – Ursprung des Bösen“ aber schon ein Horrorfilm sein. Als solcher funktioniert er auch hervorragend, weil er die Standard-Geschichte, die mit einem Hexenbrett einhergeht, nicht einfach nur einfallslos wiederholt. Im Gegenteil, denn Flanagan spielt mit anderen Genre-Elementen und bringt sowohl Besessenheit als auch einen Priester ein, der einen Exorzismus durchführen will.
 
Mag dem einen oder anderen der Aufbau vielleicht auch ein wenig zu langsam erscheinen, in der zweiten Hälfte zieht Flanagan dann alle Register und fackelt ein Gruselfeuerwerk ab. Dabei gelingen ihm Jump-Scares ebenso wie extrem stimmungsvolle Momente – ein wohliges Gruseln ist ab einem bestimmten Punkt in diesem Film immer dabei.
 
Sehr schön auch, dass er sich über Genre-Dummheiten lustig macht. Denn als die Mutter vorschlägt, dass die Tochter vor dem Haus warnen soll, kommentiert diese es nur damit, dass es reichlich dumm wäre, sich jetzt zu trennen.

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Fazit
 
Die Vorgeschichte zu „Quija – Spiel nicht mit dem Teufel“ ist deutlich besser als die halbgare Produktion aus dem Jahr 2014. Weil Regisseur Mike Flanagan nicht nur visuell originell ist, sondern auch inhaltlich zu punkten weiß. Er bietet eine Genre-Mixtur, die mehr in Richtung Besessenheit geht, damit aber weit besser funktioniert. Und er hat mit Lulu Wilson ein gruseliges Mädchen, das wie eine Mini-Version von Reese Witherspoon anmutet.
 
P.S. Nicht vor dem Nachspann das Kino verlassen. Am Ende gibt es noch eine Szene, die dieses Prequel recht elegant mit dem ersten Teil verbindet.
 
 
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