***The Nice Guys***

tng kritik
 
Autor: Sascha Fersch
 
"The Nice Guys" ist nach "Kiss Kiss Bang Bang" der neue Coup des Regisseurs Shane Black, wo er diesmal anstatt Robert Downey Jr. gleich zwei große Stars im Eiltempo durch einen verzwickten und absurden Kriminalfall stolpern lässt. Russell Crowe und Ryan Gosling meistern diese Aufgabe mit Bravour und sehr viel Witz.
 
Die 70er Jahre sind der feuchte Traum aller Filmschaffenden
 
Keine Epoche bietet soviel Glamour, Glitzer und Ganoven wie die durchgeknallten 70er Jahre in Amerika. Seit Jahren arbeiten sich verschiedenste Filmemacher ab an dieser Zeit, voll mit freier Liebe, Drogen und dementsprechend legendären Partys. Das garantiert nicht nur tolle Bilder auf der Leinwand sondern auch gute Stimmung beim Publikum und zur Auswahl des Soundtracks kann man quasi blind in die Plattensammlung greifen. Wo man so wenig falsch machen kann als Filmemacher, dürfen die Protagonisten ruhig alles vergeigen und die Story hanebüchen sein.
 
Der professionelle Schläger Jackson Healy (Russell Crowe) und der semiprofessionelle Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) tun sich nach leichten Startschwierigkeiten zusammen, um den Fall eines verschwundenen Mädchens zu lösen. Dabei werden sie ungefragt begleitet von der 13-jährigen Tochter von March, wobei sich im relativ schnell herausstellt, dass sie bei weitem die Intelligenteste in der Runde ist. Denn die zwei abgehalfterten Herren mit ihren gescheiterten Existenzen kämpfen in erster Linie gegen ihre eigenen Unzulänglichkeiten. Der eine hat ein Alkoholproblem und der andere hadert mit den moralischen Konsequenzen seines Jobs.
 
Das dabei verständlicherweise die Suche nach der Lösung des Falls zunehmend in den Hintergrund gerät, zerstört keineswegs das Filmvergnügen. Vielmehr wurde bereits in Kiss Kiss Bang Bang in erster Linie der Spaß an abgründigen Figuren in überlebensfeindlicher Umgebung zelebriert. Trotz brutaler Gewalt und pornographischer Direktheit werden lustige, einsilbige Dialoge ausgetauscht und auch die körperbetonte Komik steht ganz in der Tradition klassischer Clownerie.
 
 
Keine Berührungsangst mit Stereotypen
 
Ein Geheimnis der Faszination für Themen der 70er Jahre scheint in der Möglichkeit zu liegen, unverschämt mit Stereotypen um sich zu werfen ohne dafür bestraft zu werden. Die Vielschichtigkeit des modernen Lebens erfordert eine größere Tiefe von den Charakteren, die 70er wurden aber popkulturell bereits so aufgeladen und ausverkauft, dass wir uns an den platten Abziehbildern nicht weiter stören. Der Weg ist also frei für unbedarften Spaß auf der Leinwand mit einer Prise Nostalgie und dem sexuellen Subtext des goldenen Zeitalters der Pornographie.
 
Daraus haben schon Filme wie Anchorman, Starsky & Hutch, Boogie Nights und viele mehr Kapital geschlagen. Die Filme könnte man zu einem großen Werbeclip für schicke Autos und heiße Frauen zusammenschneiden und würde sich keine Sekunde über die fehlenden Inhalte wundern. Es ist einfach immer spaßig gerade Ryan Gosling dabei zuzusehen, wie er sich betrunken durch alle Szenen spielt. Dadurch angespornt, packt auch Russell Crowe nicht nur seinen voluminösen Männerbauch aus, sondern ebenso eine gehörige Portion Selbstironie.
 
Bemerkenswert spielt die junge Angourie Rice als eine zwar pubertierende, doch dabei stets grundvernünftige Tochter, deren komödiantisches Timing auf jeden Fall mit den beiden Erwachsenen konkurriert. Die Bilder sind gewohnt bunt (Kamera: Philippe Rousselot) ohne sich im Psychedelischen zu verlieren, die Story bleibt dank zahlreicher Wendungen sehr lange spannend (Buch und Regie: Shane Black) und scheint auch weitestgehend logisch aufgebaut.
 
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Man sollte nicht aufhören wenns am schönsten ist
 
Manchmal mäandert der Plot allerdings doch in etwas zu abgründige Bereiche. Zum Beispiel die Figur des Bösewichts (Kim Basinger) bleibt eine pure Behauptung, die in der Realität absolut nicht nachvollziehbar ist. Die angedeuteten Probleme der Figuren werden höchstens vordergründig zur Charakterzeichnung verwendet, im Grunde zählt einzig die Zahl der Gags pro Szene. Wie bei Kiss Kiss Bang Bang fällt allerdings auch hier auf, dass der Regisseur sich nur widerwillig von seinen Protagonisten trennt, denn gegen Ende zieht sich die Auflösung des Falls in beiden Filmen dann doch etwas.
 
Es wäre gerade bei der durchaus hohen Schnittfrequenz in den Actionszenen und auch einer grundsätzlich schnell und pointiert erzählten Geschichte von Vorteil, nicht im dritten Akt plötzlich das Tempo zu verringern. Es wäre dafür durchaus legitim zwischendrin einmal zu verschnaufen und der Story so an entscheidenden Stellen etwas mehr Tiefe zu geben. Sowas verzeiht der geneigte Zuschauer aber gerne, zu groß ist einfach der Wille sich einfach mal gut unterhalten zu lassen, zudem von solch hochkarätigen Schauspielern.
 
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Fazit
 
Es könnte die Feelgood-Komödie der Saison werden, Ryan Gosling Fans bekommen zwar weniger Drama als gewohnt, aber dafür gibts Russell Crowe kostenlos mit dazu.
 
Starke Frauenfiguren gibt es sogar auch, in Form der grandiosen Jungschauspielerin Angourie Rice. Es gibt keinen Grund diesen Film nicht zu anzusehen, außer man ist völlig spaßbefreit und prüde. Dann sollte man die 70er Jahre aber generell meiden.