***Thor: Tag der Entscheidung***

 
ttde kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
In seinem dritten Solo-Einsatz beschreitet der nordische Gott ganz neue Wege. Und wir gehen gerne mit.
 
Marvel vor, noch ein Thor!
 
Der erste Thor-Film war sicher der schwächste Beitrag zum Marvel-Universum. Der zweite Film war etwas besser gelungen, aber noch immer kein Höhepunkt. Das lag auch am Helden selbst. Gerade im Marvel-Universum fanden wir bisher so viel interessantere Charaktere. Bruce Banner/Der Hulk bietet mehr Drama. Captain America ist der Held, der Freundschaft und Ehrlichkeit über Politik stellt.
 
Spiderman muss Bösewichter bekämpfen und gleichzeitig erwachsen werden. Und Ironman ist einfach cool. Mit seiner Wikinger-Mentalität und seiner Begriffsstutzigkeit was irdischen Alltag betrifft, wirkte Thor im Vergleich immer ein bisschen lahm. Der kindische Hammer und seine 80er-Jahre-Roadie-Frisur haben auch nicht geholfen. Aber in Teil Drei ist plötzlich alles anders. Thor ist cool. Thor ist witzig. Thor kennt sich aus. Und Thor bekommt einen neuen Haarschnitt.
 
 
Ein Thor muss fallen
 
„Thor: Tag der Entscheidung“ ist der dritte Film mit Thor als Solohelden und gleichzeitig Kapitel 5 der dritten Phase des Marvel-Kino-Universums und der zehnte Film, in dem direkt oder indirekt auf die Infinity-Steine Bezug genommen wird, die wiederum sowohl für die "Avengers" als auch für die "Guardians of the Galaxy" wichtig sind. So weit, so klar? Vielleicht erkläre ich es doch anders.
 
Also in Teil 1 haben wir gelernt, dass Thors Bruder Loki tatsächlich gar nicht tatsächlich mit ihm und seinem Vater verwandt war. Nun erscheint Thors Schwester Hela und will Ragnarök …. Jetzt mal ernsthaft; sieht sich irgendjemand einen Marvel-Film tatsächlich wegen der Handlung an? Marvel-Filme sollen uns unterhalten. Wir wollen Action, fantastische Welten, schrille Charaktere und vor allem Spaß. Und davon bekommen wir diesmal wirklich genug.
 
Helden, Schurken, Monster und Cate Blanchet!
 
Die große Überraschung dieses Films ist die Figur des Thor selbst. Als er im ersten Teil in einem Diner seine leere Kaffeetasse auf den Boden schmetterte oder nicht kapierte was ein Flugzeug ist, war das bestenfalls halblustig. Einen solchen Simpel wollte Loki zu Recht nicht auf dem Thron von Asgard sehen. In seinem neuen Film ist Thor ein echter Held. Er braucht Natalie Portmann nicht, um ihm jedes Mal alles Mögliche zu erklären. Er begreift die Lage nun jederzeit selbst. Er ist nicht nur ein Krieger, am Ende des Films ist er sogar ein echter Anführer. Und weil Thor in diesem Film ein richtiger Charakter ist, kann man auch erkennen, was Chris Hemsworth aus diesem Charakter macht. Und das ist so einiges. Tom Hiddleston ist wieder als Loki dabei. Schon im ersten Teil war er der interessantere der beiden Brüder. Im neuen Film spielt er wunderbar ambivalent. Mal ist er ein Intrigant, mal ein Clown und dann wieder ein Kämpfer.
 
Jeff Goldblum spielt den Grandmaster, der auf dem Planeten Sakaar Gladiatorenkämpfe abhält mit durchgeknallter Extravaganz. Er wirkt wie eine Mischung aus Liberace und Kaiser Nero. Er „bringt“ die Pointen nicht. Er „serviert“ sie uns, wie ein Sommelier uns einen teuren Wein serviert.
 
Karl Urban spielt Skurge, einen ehemaligen Mitstreiter Thors der zur falschen Seite übergelaufen ist. Er ist die menschlichste Figur unter den Bewohnern Asgards. Anthony Hopkins hat als vom Leben und vom Kampf müder König Odin nur zwei kurze Szenen. Und doch leistet er hier mehr als in den beiden Filmen zuvor.
 
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Tessa Thompson, die wir u.a. aus „Creed“ kennen, spielt die nordische Kriegerin Valkyrie, also eine Walküre. Es war natürlich eine mutige Entscheidung diese Rolle mit einer Schauspielerin zu besetzen, die kein bisschen wie eine nordische Kriegerin wirkt. Der Gag funktioniert auch leider nicht über die ganze Länge des Films.
 
Zuweilen wirkt Thompson wie eine Nebenfigur aus einem „Fast & Furious“-Film. Cate Blanchet ist Cate Blanchet ist Cate Blanchet. Die Dame hat in den letzten 20 Jahren in Meisterwerken mitgewirkt, aber auch in gelungenen, in weniger gelungenen und in ein paar wirklich misslungenen Filmen. Aber immer hat sie Erstaunliches geleistet. Ihre Rolle als böse Hela hätte mit einer anderen Schauspielerin leicht lächerlich wirken können. In Blanchets Darstellung ist Hela kein Monster, sondern eine Frau und eine Kriegerin. Sie ist stark und intelligent, gefährlich und sexy.
 
Ganz ohne Avengers kommt auch „Thor: Tag der Entscheidung“ nicht aus. Aus dem Trailer wissen wir bereits, dass Mark Ruffalo wieder dabei ist. Seine Szenen als Bruce Banner waren bereits in den beiden Avengers-Filmen witzig. Hier ist er nun sogar als Hulk schlagfertig.
 
Eine Sequenz mit Benedict Cumberbatch als Dr. Strange ist köstlich gestaltet. Sogar Scarlett Johansson ist ganz kurz wieder als Schwarze Witwe zu sehen. Und eine Theateraufführung an Odins Hof ist hochkarätig besetzt.
 
Ein Thor zu neuen Welten
 
Die Arena in der Thor auf den Hulk trifft steht auf Sakaar. Diese Mischung aus Dubai, Las Vegas und einem intergalaktischen Freizeitparkt ist von allerlei skurrilen Wesen bevölkert. Nicht alles dort ergibt Sinn. Zum Beispiel hätte man sich die Inneneinrichtung eines Raumschiffes, das nur gebaut wurde um dort Orgien abzuhalten, irgendwie doch anders vorgestellt. Der größte Teil der Handlung findet auf diesem knallbunten Planeten statt. Das ist auch besser so, denn Asgard sieht noch immer aus wie in den ersten beiden Filmen.
 
Und das ist wenig eindrucksvoll. Am Ende des Films muss man sich fragen, wie viele Bewohner Asgard eigentlich hat? 150? 200? Mehr können es eigentlich nicht sein. Kein Wunder, dass dort fast alle miteinander verwandt sind und jeder jeden kennt.
 
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Fazit
 
Der dritte Film um den nordischen Helden ist erfrischend originell. Action, fantastische Welten, schrille Charaktere und vor allem Spaß gibt es genug. Wer hätte gedacht, dass gerade ein Thor-Film einer der witzigsten Beiträge zum Marvel-Universum werden könnte?
 
 
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