*** Fast & Furious: Hobbs And Shaw ***

ffhs kritik

Autor: Walter Hummer
 
„Weniger ist mehr“ meint der Volksmund. Ob das auch für einen Film mit den beiden Nebenfiguren Hobbs & Shaw ohne die „Fast & Furious-Familie“ gelten kann?
 
„Warum erfinden Sie sowas?“
 
Muss eigentlich am Anfang jeder Rezension ein Überblick über die Handlung stehen? Manchmal ist das gar nicht so einfach. Gut, probieren wir es: Eine britische Geheimagentin (Vanessa Kirby) soll ein Supervirus sicherstellen. Das geht schief. Deshalb wird sie als Verräterin und Mörderin gejagt. Idris Elba spielt einen gentechnisch optimierten Supersoldaten, der für eine Geheimorganisation arbeitet die große Teile der Menschheit ausrotten will. . Hobbs (Dwayne Johnson) und Shaw (Jason Statham) sollen zusammenarbeiten um die Welt zu retten. Die gejagte Geheimagentin ist Shaws Schwester und will vielleicht was mit Hobbs anfangen. Es wird geschossen, gefahren und gekämpft. Dabei knallt es oft und viel geht zu Bruch …
 
Die Handlung dieses Films ist lächerlich. Aber das wird niemanden überraschen, der schon mal einen der vielen Teile der „Fast & Furious“-Reihe gesehen hat. Die Actionsequenzen sind vielleicht noch lächerlicher als die Handlung. Das wird auch niemanden überraschen, der schon mal einen der vielen Teile der „Fast & Furious“-Reihe gesehen hat. Die Dialoge sind oft noch lächerlicher als die Handlung und die Actionsequenzen. Aber das wird auch niemanden überraschen, der … ist das Muster erkennbar?
 

 
Bei einem Film, der im „Fast & Furious“-Universum spielt, gilt ähnlich wie bei „Star Wars“-Filmen: Die Frage, ob das ein guter Film ist oder nicht, stellt sich gar nicht. Die Frage lautet bloß, ob das ein guter Film gemessen am Rest der Serie ist. Ist „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ also mit „Rogue One“ oder eher mit „Solo“ vergleichbar?
 
Über die Handlung haben wir bereits gesprochen. Ähnlich wie bei den „Star Wars“-Prequels passt vieles inhaltlich nicht zu den älteren Filmen. Und die Chronologie ergibt teilweise gar keinen Sinn. Immer wieder wird erzählt und auch gezeigt, welche Gaunereien Shaw und seine Schwester Hattie während ihrer Kindheit miteinander angestellt haben. An einer Stelle spricht Shaw wörtlich von der Zeit „als wir noch klein waren“. Aber Vanessa Kirby ist gerade mal 31 Jahre alt. Jason Statham ist 52. Damit wäre Shaw also um die Dreißig gewesen als seine Schwester in die Grundschule ging.
 
„Dann eben old school“
 
Die Action haben wir auch bereits erwähnt. Und ich habe es vorhin das „Fast & Furious-Universum“ genannt, weil es eindeutig ein eigenes Universum ist. Immerhin hat es seine eigene Physik, die mit den Naturgesetzen in unserem Universum nichts zu tun hat. Lassen wir mal beiseite, dass in diesem Universum ein Hubschrauber unter Kampfbedingungen mehrere Trucks hochheben kann. Viel beindruckender ist, was Vanessa Kirby, die mit voller Kampfmontur vielleicht 50 Kilogramm wiegt, im Nahkampf mit einem Mann vom Format eines Dwayne Johnson anstellen kann. Diese Szenen sollen wohl knallhart wirken, lassen einen aber bloß schmunzeln.
 
Es wird viel geschossen, noch mehr geschlagen und – weil das Ganze ja nicht nur „furious“ sondern auch „fast“ sein soll – natürlich auch gefahren. Das ist alles nicht schlecht gemacht, aber auch nicht besonders gut. Die Actionszenen wirken allzu oft unsauber montiert. Mehr als einmal weiß man in der Hitze des Gefechts nicht, wer gerade am Boden liegt und wer wen angreift. Die computergenerierten Bilder sind von unterschiedlicher Qualität. Da helfen auch nicht das Klappmotorrad des Schurken oder der „Halo-Sprung“ der gar keiner ist.

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Die Familie
 
Bei Handlung und Action kann sich der Film nicht vom Rest der Serie absetzen. Wenn „Hobbs & Shaw“ eher mit „Rogue One“ als mit „Solo“ zu vergleichen ist, dann vor allem wegen der beiden Hauptfiguren und ihrer Darsteller. Hier ist weniger tatsächlich mehr. Und der neue Film zeigt uns, was diese Serie zu bieten hat, wenn man sie vom Ballast längst langweilig gewordener Figuren befreit.
 
Wer Dwayne Johnson immer noch nur für einen schauspielernden Ex-Wrestler hält, hat noch nicht viele seiner Filme gesehen. Dieser Mann vereint die Statur eines jungen Arnold Schwarzeneggers mit der sympathischen Ausstrahlung eines James Stewart zu einer ganz eigenen Leinwandpräsenz wie sie zurzeit kein anderer Hollywoodstar zu bieten hat. Die lächerliche Rolle des Hobbs unterfordert ihn klar. Und wenn er von „Familie“ spricht, wird nur umso deutlicher warum Vin Diesel sich von Johnson bedroht fühlte und im letzten regulären „F&F“-Film einige Szenen seines Co-Stars herausschneiden ließ.
 
Jason Statham macht, was er in den besten seiner Filme immer macht. Er sieht gut aus, ist extrem agil und vermittelt eine bedrohliche Lässigkeit. Seine Ausstrahlung ist nicht mit der Johnsons vergleichbar, bietet aber einen netten Kontrast. Die beiden Charaktere reiben sich aneinander und das ist für den Zuseher unterhaltsam.
 
Vanessa Kirby hat in „Jupiter Ascending“ keinen Eindruck hinterlassen und in „Mission: Impossible –Fallout“ eine lächerliche Leistung gezeigt. Hier wirkt sie nicht nur wegen ihres im Vergleich zu Statham jugendlichen Alters fehlbesetzt. Wenn sie cool wirken möchte, wirkt sie bemüht. Wenn sie knallhart wirken will, wirkt sie überfordert.
 
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Und wenn sie komisch wirken möchte, wirkt sie besonders überfordert. Idris Elba spielt eine Art „Darth Vader“ ohne Maske. Bedrohlich zu wirken, kostet diesem Darsteller keinerlei Mühe. Seine Rolle ist ein Witz und daraus macht Elba keinen Hehl. Er ist deutlich zu gut und deshalb leider der falsche Darsteller für diesen Part.
 
Dem stets verlässlichen Eddie Marsan (zuletzt in „Dead Pool 2“ zu sehen) nimmt man den verzweifelten Wissenschaftler jederzeit ab. Das mexikanische Modell Eiza González wirkt als russische Gangsterin keine Sekunde glaubwürdig. Dame Helen Mirren hat zwei Szenen als Mutter der Geschwister Shaw. Weder sie noch der Film hätten diesen Auftritt nötig gehabt.
 
Fazit
 
Hobbs & Shaw geben auch ohne die „Fast & Furious-Familie“ ordentlich Gas. Das einfallslose Drehbuch und die beliebige Regie lassen uns oft im Unklaren wo es hingeht. Aber mit Dwayne Johnson und Jason Statham am Steuer macht die Fahrt trotzdem Spaß.
 
 
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