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*** Ghost Stories ***

 
gstories kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
         
Obwohl der Gruselstreifen „Ghost Stories“ vorrangig altbekannte Elemente recycelt, verbreitet die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Jeremy Dyson und Andy Nyman eine schaurige Atmosphäre.
 
Professor Goodman, übernehmen sie!
 
Im Rahmen seiner Fernsehsendung „Psychic Cheats“ macht der auf den Verstand pochende Professor Goodman (Regisseur Andy Nyman) Jagd auf betrügerische Hellseher, die in seinen Augen davon profitieren, dass viele Menschen nur zu gerne an einen Kontakt mit dem Jenseits glauben. Erstaunt zeigt sich der unerbittliche Skeptiker, als sich eines Tages ein vor Jahrzehnten verschollener Psychologe an ihn wendet und ihn bittet, drei besonders mysteriöse Spukfälle zu untersuchen. Goodman glaubt, auch hier logische Erklärungen finden zu können, und begibt sich auf eine Reise quer durchs Land, bei der er dem gebrochenen Nachtwächter Tony Matthews (Paul Whitehouse), dem verstörten Simon Rifkind (Alex Lawther) und dem arroganten Geschäftsmann Mike Priddle (Martin Freeman) begegnet.
 
 
Jeremy Dyson und Andy Nyman, die als Regie- und Drehbuchduo ihr eigenes Theaterstück für die Leinwand aufbereitet haben, verpassen ihrer Adaption zunächst einen Doku-Anstrich. Goodman referiert vor einer auch in der Filmrealität präsenten Kamera über seine strikt rationalen Ansichten und stürmt schließlich, begleitet von seinem Fernsehteam, die Bühne eines Parapsychologen, der angeblich gerade mit der Totenwelt kommuniziert. Den an Found-Footage-Arbeiten gemahnenden Ansatz gibt „Ghost Stories“ nur wenig später auf und erzählt fortan in üblicher Form von den Erlebnissen des Professors, dessen ausgeprägte Skepsis eine Vorgeschichte hat. Wie er den Zuschauer wissen lässt, zerstörte sein Vater mit seiner streng religiösen Haltung die Familie und propagierte einen ungesunden Aberglauben.
 
Gibt es Geister? Oder sind vermeintlich übernatürliche Erscheinungen stets nur Ausdruck menschlicher Ängste, Schuldgefühle und Neurosen? Diese Fragen stehen im Zentrum der drei Episoden, die unweigerlich und absolut gewollt Erinnerungen an klassische – vor allem britische – Anthologie-Horrorwerke wecken. „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ lässt sich in diesem Zusammenhang ebenso anführen wie „Die Tür zum Jenseits“, deren Geschichten Dyson und Nyman als Inspirationsquellen dienten. Überhaupt versteht sich „Ghost Stories“ als tiefe Verneigung vor dem traditionellen Gruselkino und lässt die Genre-Leidenschaft der Macher immer wieder aufblitzen.
 
01 ©2018 Concorde Film02 ©2018 Concorde Film03 ©2018 Concorde Film04 ©2018 Concorde Film
 
Vertrautes stimmig angerührt
 
Dass eine Vermischung altbekannter Zutaten nicht per se langweilig und abgeschmackt sein muss, stellt die Bühnenadaption recht überzeugend unter Beweis. Im Gegensatz zu manchen Kollegen besitzen die Regisseure ein Händchen für das Timing von Schockmomenten und spielen zudem gekonnt mit der Angst vor der Dunkelheit. Eingefasst sind die konventionellen, aber wirkungsvollen jump scares in ein umfassendes Klima der Beklemmung, der Verunsicherung und der Trauer. Besonders unter die Haut geht der Strang rund um Simon, dessen unheimliches, mit seltsamen Bildern vollgestopftes Zimmer viel über seine seelischen Qualen verrät. Darsteller Alex Lawther macht die Panik des jungen Mannes greifbar und löst dadurch, trotz begrenzter Leinwandzeit, enorme Anteilnahme aus.
 
Die von Goodman erforschten Fälle sind nicht sonderlich komplex, erweisen sich aber als halbwegs gelungener Vorbau zu einem dritten Akt, der endgültig ins Irrwitzige ausgreift. Für zusätzliche Spannung sorgt hier besonders die Tatsache, dass sich der bislang so selbstsichere Professor plötzlich mit persönlichen Dämonen konfrontiert sieht. Auch wenn der finale Twist einigen Kinogängern nicht schmecken wird, da man Ähnliches schon anderswo gesehen hat, bringt er den souverän inszenierten, schaurig-stimmungsvollen Gruselfilm zu einem Ende, das man nicht sofort wieder vergessen hat.
 
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Fazit
 
Jeremy Dyson und Andy Nyman treiben ein weitgehend unterhaltsames Spiel mit den Mustern und Stilmitteln des Horrorgenres und sorgen für einige handfeste Gänsehautmomente.
 
 
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