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*** Harriet: Der Weg in die Freiheit ***

ouatih kritik

Autor: Peter Osteried
 
Denkt man an Biopics, so fallen einem in der Regel zumeist nur die Geschichten weißer Persönlichkeiten ein. Es kommt selten vor, dass sich Hollywood hier divers verhält. Dabei gibt es so manche Geschichte, die es schon lange wert ist, erzählt zu werden. So auch die von Harriet Tubman, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Sklaverei entkam und danach half, andere Menschen aus diesem Schicksal zu befreien.
 
Geschichte einer Fluchthelferin
 
Harriet (Cynthia Erivo) wurde als Sklavin geboren und ist auch als solche aufgewachsen. Ihr Herr hat ihr erlaubt, einen freien Mann zu heiraten, doch dann trifft er die Entscheidung, dass er sie verkaufen will. Es soll tiefer in den Süden gehen, wo die Sklaverei ein noch weit härteres Schicksal ist als an den Grenzen zu den Nordstaaten, in denen sie verboten ist. Darum beschließt Harriet, dass sie fliehen muss, was ihr aller Widrigkeiten zum Trotz auch gelingt.
 
In Philadelphia schließt sie sich der Bewegung der Abolitionisten an, die die Sklaverei verdammen und bekämpfen. Auch Harriet wird aktiv, um nicht nur die Mitglieder ihrer Familie, sondern auch andere Sklaven aus dem Süden zu befreien – und das ungeachtet der immensen Gefahr, der sie sich damit selbst aussetzt.
 
 
Ein ehrenwertes Ansinnen
 
Die wahre Geschichte ist groß, emotional, mitreißend. Keine noch so ausufernde Phantasie könnte diese noch übertreffen und dennoch versucht HARRIET – DER WEG IN DIE FREIHEIT genau das. Denn es hat den Anschein, als ob die Macher nicht genug Vertrauen in die erzählerische Kraft des Wahren gehabt hätten. Nur so lässt sich wohl erklären, dass man bei diesem Biopic sehr stark auf Fiktionalisierung gesetzt und damit auch Ereignisse eingefügt hat, die nie passiert sind. Am auffälligsten ist das in der Szene, als Harriet zusammen mit Nordstaaten-Soldaten gegen Konföderierte kämpft. Ein kurzer Moment, der aber an den Haaren herbeigezogen ist. Und er ist überflüssig, da Harriets Mut zuvor schon bewiesen wurde.
 
Als ehemalige Sklavin andere Sklaven zu befreien, hat für Harriet immer auch bedeutet, dass sie grausam zu Tode gekommen wäre, wenn man sie erwischt hat. Sie ist aber dennoch ihrem Gewissen gefolgt. Das spielt Cynthia Erivo, die für ihre Leistung mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt wurde, auf beeindruckende Art und Weise.
 
01 ©2020 Universal Pictures02 ©2020 Universal Pictures03 ©2020 Universal Pictures04 ©2020 Universal Pictures
 
Kein typischer Sklaverei-Film
 
HARRIET – DER WEG IN DIE FREIHEIT ist anders als etwa TWELVE YEARS A SLAVE. Denn die Autorin und Regisseurin Kasi Lemmons hat bewusst darauf verzichtet, die typischen Elemente dieser Art von Geschichte einzubringen. Sie zeigt die vielfachen Gräuel der Sklaverei nicht. Das wollte sie nicht, weil ihr Film keiner über Sklaverei, sondern über Freiheit sein sollte. Aber natürlich lebt der Film auch davon, dass man durch andere Filme weiß, was Harriet und ihren Leidensgenossen blüht, wenn man sie erwischt. Auch daraus bezieht der Film einiges an Spannung.
 
Das nutzt sich aber ab, je häufiger man sieht, wie Harriet Sklaven aus dem Süden befreit. Denn der Film tritt da in eine repetitive Schleife ein, die dafür sorgt, dass sich relativ schnell Langeweile einstellt.
 
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Fazit
 
HARRIET – DER WEG IN DIE FREIHEIT ist kein unproblematischer Film. Einerseits ist es schön, dass diese Geschichte erzählt wird, andererseits ist sie extrem verfälscht, da Figuren und Ereignisse eingewoben werden, die nie stattgefunden haben.
 
Der Film schafft es einerseits, zu zeigen, wie das Sklavendasein war und bezieht daraus auch Potenzial, in der sich immer wiederholenden Rettung von Sklaven tappt der Film jedoch in eine erzählerische Falle und beginnt, das Interesse des Zuschauers zu verlieren. Letzten Endes hätte das Drehbuch eine Politur benötigt – und Harriet Tubman hätte einen akkurateren Film verdient.
 
 
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