***Legend of Tarzan***

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Autor: Max Wrede
 
Was? Schon wieder eine Verfilmung über den König des Dschungels? Nein, nicht ganz. Denn laut Ankündigung soll David Yates („Harry Potter“) - Version eigentlich die bekannte Geschichte episch fortführen. Doch eine schwache, an vielen Stellen melancholische und langatmige Story machen die Vorfreude darauf schnell zunichte. Da helfen auch spektakuläre Naturaufnahmen, beeindruckende Spezialeffekte und große Namen beim Cast nicht, um den Film in die Liga der A-Movies zu retten.
 
Dabei bleibt uns diesmal sogar die ausführliche Erzählung wie aus einem kleinen Waisenjungen der König des Dschungels wurde erspart. Stattdessen begegnen wir „Tarzan“ zunächst als zivilisierten Adeligen der mit seiner Frau Jane ein konservatives Leben führt. Allerdings nicht lange. Plötzlich soll er nämlich auf Bitten des Parlaments als Sonderbotschafter zurück in den Kongo geschickt werden. Und der Film würde sicher einen anderen Namen tragen, wenn er sich dazu nicht überreden ließe.
 
Begleitet wird er dabei von seiner Frau Jane und dem Ex-Soldaten George Washington Williams (Samuel L. Jackson). Doch „Tarzan“ ahnt nicht, dass hinter dem Auftrag eigentlich der Belgier Leon Rom (Christoph Waltz) steckt und er nur als Schachfigur in einem tödlichen Kampf aus Rache und Habgier dienen soll.
 
Denn weil „Tarzan“ den Sohn eines Häuptlings getötet hat, beauftragt der den skrupellosen Belgier ihm gegen ein hohes Kopfgeld den König des Dschungels auszuliefern.
 
 
Großer Cast - aber vertane Chancen...
 
Eine Story, die eigentlich nach einem interessanten Ansatz für einen spannenden Film klingt. Und zunächst wird einem dies auch vermittelt. Die anfängliche Kampfszene zwischen den Eingeborenen und dem Belgier Leon Rom und seinen Leuten kann sich nämlich durchaus sehen lassen.
 
Hier hat man sich vor allem an Stilelementen aus „300“ und „Sherlock Holmes“ bedient. Also entsättigte Farben, viel Zeitlupen-Effekte und bevor jemand von irgendetwas getroffen wird, natürlich das obligatorische kurze „Einfrieren“ einer Szene. Hier wurde also auf eine insgesamt heroische Inszenierung geachtet. Und das spiegelt im Übrigen auch den gesamten „Look“ des Filmes wieder. Alles soll groß, episch und gewaltig wirken.
 
Was dann allerdings folgt ist weit weniger spektakulär. Bis Tarzan und Jane im Dschungel gefangen genommen werden, ertrinkt der Film förmlich in Melancholie. Wir sehen einen nachdenklichen, farblosen und wortkargen Tarzan, der vor Antritt seiner Reise immer wieder wehmütig an das Vergangene in seinem Leben zurückdenkt.
 
Die Spezial-Effekte bei den Rückblenden überzeugen dabei zwar und können sich durchaus mit denen aus der aktuellen “Jungle Book“ - Verfilmung von Disney messen lassen, allerdings hätte ein bisschen weniger Melancholie der Story gutgetan. Auch hat man zeitweilig das Gefühl, sich aufgrund der visuellen Umsetzung und des Soundtracks, in einer weiteren „Dark Knight“ – Verfilmung zu befinden.
 
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Glattgebügelter Held in rauer Wildnis
 
Und was hier besonders auffällt: Tarzan ist immer frisch rasiert. Also ein glattgebügelter Held in der rauen Wildnis. Aber nicht nur das wirkt etwas unglaubwürdig.
 
Auch die Szene, bei der sich Tarzan mit seinem Weggefährten Washington auf der Schulter minutenlang von Liane zu Liane schwingt, ohne auch nur ein Anzeichen einer Anstrengung im Gesicht erkennen zu lassen, oder die Szene, bei der sich der Held des Dschungels schützend über Jane beugt und dabei von einem ausgewachsenen Gorilla mehrfach auf den Rücken geschlagen wird, ohne Knochenbrüche davon zu tragen, ist fernab jeglicher Realität.
 
Dies fällt vor allem deshalb negativ ins Gewicht, weil man sich beim „Look“ des Films, sowie bei der Umsetzung der Tiere und hier im Speziellen bei den Kampfszenen mit den Gorillas extrem bemüht hat, diese so real wie möglich erscheinen zu lassen.
 
Wirklich bemerkenswert ist bei „Legend of Tarzan“ allerdings der Cast. Denn mit Alexander Skarsgard ("True Blood") als Tarzan, Margot Robbie als Jane, Samuel L. Jackson als George Washington Williams und Christoph Waltz als Leon Rom konnte wirklich eine Top-Riege an Hollywood-Schauspieler verpflichtet werden. Und deren Leistung ist trotz der schwachen Story das eigentliche Highlight und rettet den Film davor, sich in die Reihe der B-Movies einzureihen.
 
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Fazit
 
„Legend of Tarzan“ besticht vor allem durch die epische Umsetzung, den Spezialeffekten, hier im Besonderen bei den Szenen mit den Tieren, sowie der Leistung seiner Hauptdarsteller. Leider enttäuscht der Film aber sonst wegen der langatmigen und melancholischen Story.
 
Ob sich deshalb dafür ein Kinobesuch lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wer hier unentschlossen ist, sollte sich einfach etwas gedulden, bis das Dschungelabenteuer für das Heimkino erscheint. Denn dafür ist der Streifen in jedem Fall bestens geeignet.
 
 
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