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*** Made in Italy ***

 

ouatih kritik

Autor: Walter Hummer
 
Durch James D’Arcys romantischen Film über eine Vater-Sohn-Beziehung kann man einiges lernen. Nicht unbedingt über Romantik oder über Väter und Söhne, aber sonst so einiges …
 
Come Prima
 
Jack (Micheál Richardson) führt eine erfolgreiche Galerie, die der Familie seiner wohlhabenden Ehefrau gehört. Aber Jacks Frau will die Scheidung. Wenn er seinen Job nicht verlieren will, muss Jack die Galerie kaufen. Das Geld dafür soll der Verkauf einer alten Villa in der Toskana bringen. Aber das Haus gehört zur Hälfte Jacks Vater, Robert (Liam Neeson). Der war einst ein erfolgreicher Maler, hat aber seit dem Unfalltod von Jacks Mutter vor vielen Jahren nicht mehr gearbeitet. Das Verhältnis von Vater und Sohn ist längst nicht das Beste. Und der Zustand des Hauses ist nicht besser …
 
Während ich „Made in Italy“ gesehen habe, habe ich folgendes gelernt: Persönliche Beziehungen zwischen den Darstellern machen einen Film nicht besser. Talent wird nur selten vererbt. Und ich muss unbedingt so bald als möglich wieder nach Italien.
 
Damit die Leser auch etwas lernen, hier ein bisschen Hintergrund zum Film: Micheál Richardson ist auch im realen Leben Liam Neesons Sohn. Richardsons Mutter und Neesons Ehefrau, die Schauspielerin Natasha Richardson, starb infolge eines Schiunfalls als Micheál gerademal Dreizehn Jahre alt war. Ich hoffe bloß, Vater und Sohn haben ihren Verlust verarbeiten können und „ Made in Italy“ ist nicht mehr Teil ihrer Trauerarbeit. Das wäre nämlich wirklich traurig.
 
 
„Made in Italy“ ist kein furchtbar schlechter Film. Aber er ist leider auch nicht gut. Alles an diesem Film ist klischeehaft, vorhersehbar und halbgar. Das liegt gleichermaßen am Drehbuch von James D’Arcy als auch an der Regie von James D’Arcy. Aufmerksame Filmfans kennen D’Arcy vielleicht als durchschnittlichen Schauspieler in „Agent Carter“ oder „Dunkirk“. Mit „Made in Italy“ legt er sein Debüt als unterdurchschnittlicher Drehbuchautor und Regisseur vor.
 
Aber D’Arcy Drehbuch ist nur das zweitgrößte Defizit des Films. D’Arcys Regie bloß als „ plump“ oder „einfallslos“ zu bezeichnen, würde dem ungeschickten Stil der Inszenierung nicht wirklich gerecht werden. Im Englischen gibt es den wunderschönen Begriff „ham-fisted“ und dieses Bild beschreibt ganz wunderbar D’Arcys Regiestil.
 
Bereits in der ersten Szene wird offensichtlich, D’Arcy fehlt das Auge eines echten Regisseurs. Wir sehen eine Dame aus einem Taxi steigen. Die Kamera folgt der Dame in eine Galerie und wir denken, „Ah, hier hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Figur und Ort der Handlung werden mit einem tracking shot eingeführt.“ Aber wir können diesen Gedanken nicht zu Ende führen, weil an der Stelle der überflüssigste Schnitt der Filmgeschichte zu sehen ist. D’Arcy scheidet in seinen tracking shot, nur um uns in der nächsten Einstellung die gleiche Figur zur gleichen Zeit im gleichen Raum zu zeigen, nur diesmal aus einem etwas anderen Winkel.
 
Bei der Montage einer Autofahrt von London zu der Villa in der Toskana lässt D’Arcy jedes Gefühl für Raum und Zeit vermissen. Die Figuren fahren minutenlang auf einer britischen Autobahn dahin und sitzen plötzlich in einer italienischen Raststätte. Das Auto fährt über italienische Nebenstraßen während die Sonne hoch am Himmel steht und in der nächsten Einstellung kommt es in stockdunkler Nacht am Haus an. Vor einiger Zeit habe ich über „Mamma Mia! Here we go again“ geschrieben, der Film sei nicht bloß mit einer groben Schere sondern mit einer Axt geschnitten worden. James D’Arcy hat sich für den Schnitt seines Films wohl diese Axt ausgeliehen. Und er hat sie nicht nachgeschliffen.
 
Romanza
 
Die wunderschöne Landschaft der Toskana, den kleinen Ort in der Nähe des Hauses und das fantastische Haus selbst zeigt uns D’Arcy in statischen Bildern, wie sie jeder Tourist mit seinem Smartphone ebenso gut aufnehmen könnte. Dabei sind diese Drehorte einfach bezaubernd anzusehen. Man wünscht sich bloß, der Film würde sich die Zeit nehmen uns diese Orte auch wirklich zu zeigen. Aber D’Arcy schafft es nicht, Bilder zu liefern die der Landschaft gerecht werden. Auch seinen Darstellern wird D’Arcy nicht gerecht. Liam Neeson ist eine Allzweckwaffe. Er war jahrelang immer ein verlässlicher Nebendarsteller in Filmen wie „Mission“ und „Suspect“, war dann ein großartiger Hauptdarsteller in so unterschiedlichen Filmen wie „Schindlers Liste“ und „Star Wars -Episode 1“, um dann – mit Ende Fünfzig – zu einem der coolsten Action-Darsteller unserer Zeit zu werden.
 
Und ausgerechnet in einer Filmversion seiner persönlichen Tragödie sehen wir Neesons schwächste Leistung seit langem. Natürlich sind die Dialoge furchtbar. D’Arcy lässt seine Figuren nicht miteinander sprechen, er lässt sie dem Publikum die Handlung erklären. Und natürlich macht Neesons Figur keine echte Entwicklung durch, sondern stolpert nur von Szene zu Szene. Aber Neeson hat es immer wieder geschafft, uns in so lächerlichen Filmen wie „ Non-Stop“ oder „Taken 17 – Wer ist denn jetzt schon wieder entführt worden?“ zu beeindrucken. Warum lässt uns seine Darstellung in diesem Film so kalt? Vielleicht war es einfach keine gute Idee, eigenes Leid nachspielen zu wollen. Und wenn schon, dann hätte Neeson dazu wohl ein besseres Drehbuch und eine bessere Regie gebraucht.
 
Selbst das beste Drehbuch und die beste Regie hätten aus Micheál Richardson keinen besseren Darsteller gemacht. Der Enkel von Vanessa Redgrave und des Regisseurs Tony Richardson, der Sohn von Natasha Richardson und Liam Neeson vermittelt uns mit seiner Darstellung nicht viel. Seine Figur wird uns nie sympathisch. Ob er seine Galerie bekommt, ist uns bald gleichgültig. Die Vater-Sohn-Beziehung bleibt bis zum Schluss reines Klischee. Und warum sich jemand in seine Figur verlieben sollte, bleibt ein Rätsel. Tatsächlich lässt Micheál Richardson uns nur erkennen, dass Genetik eine Lotterie ist.
 
Die italienische Schauspielerin Valeria Bilello schlägt sich wacker in einer Rolle, die ein bloßes Handlungselement ist. Die großartige Lindsay Duncan („Alice in Wonderland“) spielt die Rolle der Maklerin sehr besser als sie geschrieben wurde. Vielleicht hat sie sich während der Dreharbeiten an ihre Rolle in „Unter der Sonne der Toskana“ erinnert. Dieser Film von 2003 über die Renovierung einer toskanischen Villa war ebenfalls romantischer Kitsch. Aber gut gemachter romantischer Kitsch.
 
Fazit
 
Vielleicht geht es nach diesem Film dem einen oder anderen wie mir und er muss unbedingt nach Italien reisen. Einen weiteren Film von Drehbuchautor und Regisseur James D’Arcy muss aber vermutlich niemand unbedingt sehen.
 
 
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