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*** Schachnovelle ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Nach dem Film aus dem Jahr 1960 ist dies die zweite Adaption von Stefan Zweigs Roman. Dass es so lange keine weitere gab, mag auch daran liegen, dass der alte Film mit Curd Jürgens ein fast unerreichbarer Klassiker ist. Die Neuinterpretation der Geschichte mit Oliver Masucci kann sich aber auch sehen lassen.
 
Ein Mann, ein Buch
 
Es ist die Nacht der Machtergreifung Österreichs durch die Nazis. Dr. Bartok, der die Chance gehabt hätte, zu fliehen, wird verhaftet und in ein Hotel gebracht. Ein Offizier der Gestapo möchte von ihm die Zugangs-Codes für Nummernkonten in der Schweiz. Es handelt sich dabei um die Gelder von Bartoks betuchter Kundschaft. Doch Bartok ist ein Mann der alten Schule. Er weigert sich, die gewünschten Informationen zu liefern.
 
Darum sperrt man Bartok in ein Zimmer, in dem er ganz für sich ist. Niemand spricht mit ihm, er bekommt keine Zeitungen oder Bücher. Schon fast dem Aufgeben nahe, gelingt es Bartok, ein Schachbuch zu stehlen, das ihm hilft, seine geistige Gesundheit zu bewahren.
 
 
Ein großer Roman
 
Dem Schriftsteller Stefan Zweig gelang die Flucht aus dem Dritten Reich, in der neuen Heimat in Brasilien wurde er jedoch nie heimisch. Am 22. Februar 1942 nahm er sich in Rio de Janeiro das Leben. Sein Roman „Schachnovelle“ wurde postum veröffentlicht. Er zählt zu den großen Werken der deutschen Literatur und ist nicht umsonst auch Schullektüre. Denn dieser Roman manifestiert am Beispiel eines Mannes das Grauen des Dritten Reichs.
 
Für die neue filmische Version der Geschichte zeichnete Eldar Grigorian als Autor verantwortlich. Bei der Umsetzung hat er sich einige Freiheiten genommen. Zwar folgt er dem Erzählmuster von Stefan Zweigs Roman, in dem es um den geistigen Zusammenbruch eines Mannes geht, geht aber eigene Wege. Die Passagen, die nach Bartoks Inhaftierung an Bord eines Schiffes spielen, das ihn in die neue Welt bringt, weicht stark von dem ab, was Zweig erzählte.
 
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Der Schriftsteller ließ Bartok zur gespaltenen Persönlichkeit werden, da er nur nos mit sich selbst Schach spielen konnte. Das mag aus heutiger Sicht ein wenig banal anmuten, ist aber sicherlich der Entstehungszeit des Romans geschuldet. Der Film muss fast notwendigerweise einen anderen Ansatz wählen, der aber nicht weniger an der schwindenden geistigen Gesundheit des Protagonisten rüttelt.
 
Starke Hauptrolle Der Film steht und fällt mit Oliver Masucci. Der Schauspieler muss über weite Strecken alleine agieren, aber er schafft es dennoch immer wieder, den Zuschauer in den Bann zu ziehen. Denn die sture Haltung des Mannes fordert auch den Zuschauer. Man fragt sich unwillkürlich, ob man die Stärke hätte, zu agieren, wie es Bartok tut.
 
Auch schafft er es auf eindringliche Art und Weise zu zeigen, wie Deprivation als Folter schmerzhafter als jede körperliche Pein sein kann. Sein geistiges Duell mit dem von Albrecht Schuch gespielten Gestapo-Mann ist eindringlich und intensiv. Weil Schuch immer freundlich und zuvorkommend bleibt, während er die Zerstörung eines Mannes vorantreibt.
 
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Fazit
 
Natürlich kann ein Film wie dieser kein Ende haben, das den Zuschauer glücklich entlassen würde. Im Gegenteil: Der Streifen stellt die Frage, ob Überleben um jeden Preis wirklich den Wert hat, den Bartok ihm zumisst. SCHACHNOVELLE ist alles andere als leichte Unterhaltung. Und macht es dem Zuschauer alles andere als einfach, aber er ist lohnend, weil er von einer immensen Menschlichkeit getragen ist und zeigt, was der menschliche Geist auszuhalten imstande ist.
 
 
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