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***SMS für Dich***

sms kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Der deutsche Film – zumindest jener, der sich im Kino tummelt – besteht hauptsächlich aus Komödien und Weltkriegsdramen. Alles andere kommt eher schmal portioniert daher, so auch Dramen, die mit einigem Herzschmerz garniert sind. Für ihr Regiedebüt hat Karoline Herfurth sich des Romans von Sofia Cramer angenommen, einer Art deutscher Joyo Moyes. Herausgekommen ist „SMS für dich“, ein erstaunlich gefälliger, wenn auch den Genre-Konventionen durchgehend folgender Film.

Von Trauer getragen

Herfurth spielt auch die Hauptrolle. Sie ist Clara, eine Kinderbuchautorin, die einfach keine lustigen Geschichten mehr schreiben kann, seit sie miterleben musste, wie ihr Freund vor zwei Jahren auf offener Straße gestorben ist. Die Zeit ist vergangen, aber die Trauer noch immer allgegenwärtig. Darum sucht sie Trost bei ihrer Freundin Katja (schön schräg: Nora Tschirner) und beschließt, dem Verstorbenen eine SMS zu schreiben. Weitere folgen, die allesamt auf dem Handy des Journalisten Mark (Friedrich Mücke) landen, an den die freigewordene Nummer weitergegeben wurde. Der ist von Claras Texten verzaubert und setzt alles daran, die junge Frau kennen zu lernen.
 
Dass er sich dabei wie ein Stalker benimmt, muss man einfach hinnehmen. Daraus erwächst immerhin noch dramatisches Potenzial für den letzten Akt, wenn genrekonform die Frage aufkommt, ob es für beide überhaupt ein Happyend geben kann.
 
Ungeachtet der Tatsache, dass die Geschichte nie aus dem vorgegebenen Schema ausbricht, funktioniert sie jedoch, weil Herfurth es versteht, ihre Figur mit spürbarer Trauer aufzuladen. Und sie inszeniert das mit dem richtigen Gespür, um nur ja nicht zu sehr in Richtung Kitsch abzugleiten. Natürlich lässt sich das nicht ganz vermeiden, aber letzten Endes erwartet man das auch bei einem romantischen Drama.
 
 
Nora und Frederick
 
Die heimlichen Helden des Films sind Nora Tschirner und Frederick Lau. Sie ist die überdrehte Freundin von Clara, er der kumpelhafte Kollege von Mark. Beide sind dafür da, den Film nicht in Traurigkeit versinken zu lassen. Denn „SMS für dich“ besitzt durchaus Humor, der sich manchmal aus der mitunter absurden Situation, zumeist jedoch aus dem Dialog heraus ergibt – und dafür sind die beiden Vollblutmimen zuständig, die eine Variation jener Rollen anbieten, mit denen sie bekannt geworden sind.
 
Beide lockern den Film auch, was immer dann besonders wichtig ist, wenn die Geschichte droht, zu sehr ins Traurige zu verfallen.
 
Amüsant ist auch Katja Riemann, die als eine Art Helene-Fischer-Ersatz mit esoterischen Ansätzen zwar etwas arg übertrieben ist, aber dennoch zu den Highlights des Films zu zählen ist. Ihre Figur ist so unangepasst, so weltfern, so schillernd, dass sie eigentlich wie ein rostiger Nagel aus einer Geschichte wie dieser hervorsticht. Aber irgendwie gelingt das Kunststück, sie zu einem homogenen Bestandteil dieser Geschichte zu machen.
 
01 ©2016 Warner Bros Entertainment02 ©2016 Warner Bros Entertainment04 ©2016 Warner Bros Entertainment05 ©2016 Warner Bros Entertainment
 
Der Zufall hilft
 
Inhaltlich gibt es durchaus ein paar Probleme. Das Verhalten von Mark wirkt ab einem bestimmten Punkt gezwungen. Es ergibt sich nicht aus seiner Figur heraus, sondern ist einzig und allein den Anforderungen der Geschichte unterstellt. Dabei hätte man einen durchaus anderen Ansatz wählen können, der wahrhaftiger und zugleich auch interessanter gewesen wäre, weil man damit auch dem Schema F entkommen wäre.
 
Dazu kommt, dass man das Gefühl hat, Berlin sei ein Dorf, weil irgendwie jeder jeden über zwei Ecken kennt. Hier hat man es sich ein bisschen zu einfach gemacht. Oder wollte das von Katja Riemanns Figur eingeführte Motiv des sich schließenden Kreises etwas zu sehr auf die Spitze treiben. Auf jeden Fall sind das Elemente an „SMS für dich“, die ein wenig irritieren. 
 
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Fazit
 
Neu ist an „SMS für dich“ im Grunde gar nichts, aber das Bekannte wurde von Karoline Herfurth solide umgesetzt. Sie überzeugt mit einer stimmigen Mixtur aus Drama und Komödie, die mit fetzigem Soundtrack unterlegt ist. Und am Ende gibt es gar noch einen Schlagersong von Katja Riemann, der knackig die Geschichte des Films noch einmal Revue passieren lässt.
 
 
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