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*** Und täglich grüßt die Liebe ***

 
dfdh kritik
 
Autorin: Nadine Zeiler
 
Zeit, wird oft gesagt, ist das kostbarste Gut. Kann ein Film mit einem Titel wie „Und täglich grüsst die Liebe“ die 90 Minuten wert sein, die er dauert?
 
„Später“ ist das Lieblingswort von Teddy (Rafe Spall). Die Hochzeit mit seiner langjährigen Partnerin Leanne (Zahra Newmann), die Flitterwochen, die Beziehung – für all das will er sich später Zeit nehmen, wenn weniger Arbeit da ist. Und mehr Geld. Als er jedoch am Morgen nach seiner Hochzeit aufwacht, stellt er fest – es ist nicht eine Nacht, sondern ein ganzes Jahr vergangen. Seine Frau ist hochschwanger und nicht gerade begeistert, dass Teddy ihren ersten Hochzeitstag vergessen hat.
 
Von da an läuft sein Leben in Zeitraffer, er erlebt nur einen Tag von jedem Jahr, ohne Erinnerung an die ersten Worte seiner Tochter oder seine Überstunden, welche die Ehe auf die Probe stellen. Verzweifelt versucht der ehemalige Dauerverschieber Teddy in der knappen Zeit, sein Leben wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Was wenig überraschend, eher schlecht funktioniert.
 
Es ist als hätte man alle Comicverfilmungen, alle Blockbuster, alle Jason-Bourne/James-Bond-Filme, jeden Action-Kracher mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren der letzten 25 Jahre zusammengefasst um den statistischen Mittelwert all dieser Filme zu definieren. Und so ist kaum etwas an diesem Film wirklich schlecht, aber leider auch nichts wirklich gut. Kein einzelner Teil dieses Films ist für sich halbwegs interessant. Nichts ist besonders. Die Einzelteile sind fast austauschbar. Und so entsteht am Ende mit sichtbar großem Aufwand ein Ganzes, das nicht schlecht, aber auch nicht gut und damit auch weitgehend austauschbar ist.
 
 
Besser jetzt als später
 
Subtil ist in der australischen Produktion nichts, alles deutet mit Schaumstofffinger in Richtung Endlichkeit – die erste Szene mit einem Countdown zu Silvester (die Uhr tickt!), gefolgt von einem Gespräch am Friedhof (die biologische Uhr ebenso!) und Szenen im goldenen Licht der untergehenden Sonne (das Ende ist nahe!).
 
Zwischen klischeebehafteten Sätzen wie „Der Kuss hätte mich fast umgebracht, aber es wäre noch schlimmer gewesen, wenn wir uns nie geküsst hätten“ und „Je fester du etwas hältst, desto eher verlierst du es“, ist der Film nicht ganz so kitschig wie vermutet. Das rettende Moment: Die Romanze nimmt sich selbst nicht ganz so ernst. Ob das dem sehr begrenzten Budget zuzuschreiben ist oder beabsichtigt war, sei dahingestellt: Offen reden die Charaktere über die im deutschen Titel angedeutete Nähe zu dem Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (Groundhog Day) mit Bill Murray. Es wird auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass die Zeitsprünge keiner Logik folgen und unerklärbar passieren.
 
Es ist eine kleine Produktion, die mit wenigen Darstellern und noch wenigeren Locations auskommt. Eine Rolle übernimmt Regisseur Josh Lawson („Der kleine Tod – Eine Komödie über Sex“), der gleichzeitig auch das Drehbuch geschrieben hat, gleich selbst. Seine Dialoge sind authentisch, humorvoll und erfrischend anders als der übliche Hollywood Glanz und Glamour. Jedoch verhindert das hohe, fast schon hektische Tempo der Szenen eine tiefergehende Betrachtung der emotionalen Abgründe der Figuren und so bleibt am Ende leider nur der Eindruck der relativ genretypischen Handlung bestehen.
 
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Kurz und knapp
 
Der sündhaft-schlecht übersetzte deutsche Titel wird wohl viele abschrecken, die Rom-Coms kritisch gegenüberstehen. Und das ist gar nicht so schlecht, denn der englische Titel „Long story short“ bringt es auf den Punkt: Man kann den Film nämlich in ein paar Worten vollständig zusammenfassen.
 
Mann schätzt Zeit nicht wert, Mann verliert alles, was ihm wichtig ist, Mann lernt, dass seine Zeit endlich ist und er sie nutzen muss. Kurz fragt man sich auch, ob man nicht doch in einem 90 minütigen Werbespot über Hautkrebsvorsorge gerutscht ist. Darüber können auch die sehr überzeugenden Inszenierungen von Rafe Spall („Life of Pi“, „Jurassic World 2“), Zahra Newman („Der Moment der Wahrheit“) und Ronny Chieng („Crazy Rich Asians“) nicht hinwegtäuschen.
 
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Fazit
 
Genre-Liebhabern bietet „Und täglich grüsst die Liebe“ einen stellenweise lustigen und stellenweise realistischeren Blick auf die große Liebe. Jeder andere jedoch, der getreu des Filmes das Motto „YOLO – You only live once“ lebt, sollte seine begrenzte Zeit wohl eher anderen Filmen zuwenden.
 
 
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