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*** Vier zauberhafte Schwestern ***

ouatih kritik

Autor: Walter Hummer
 
Warum geben sich die Macher von Kinderfilmen so oft nicht allzu viel Mühe? So viel billiger sind die Kinokarten für Kinder doch auch nicht …
 
Die Staubquelle
 
Im Keller von „Cantrip House“ gibt es seit langer Zeit eine „Quelle mit Elbenstaub“ (=wörtliches Zitat), mit deren Hilfe vier Brüder in der Vergangenheit irgendwas Magisches gemacht haben. Nachdem einer der Brüder sich mit den anderen nicht einigen konnte, versiegt die Quelle. Glenda, die böse Tochter des einen Bruders möchte immer noch die Kontrolle über den Elbenstaub erlangen. Mittlerweile leben in dem Haus aber die vier Schwestern Sky, Flame, Marina und Flora. Nachdem Sky, als jüngste und letzte der Schwestern, an ihrem neunten Geburtstag auch magische Fähigkeiten erlangt, beginnt die Quelle wieder zu sprudeln … Verzeihung, … zu „stauben“. Nun müssen die vier Schwestern nicht nur einen Gesangswettbewerb gewinnen, sondern auch noch gegen die böse Glenda kämpfen …
 
Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen diese ewigen Verfilmungen erfolgreicher Kinderbuchreihen. Solche Filme können durchaus nett gemacht sein. Leider ist das nur selten der Fall. Tatsächlich werden diese formelhaften Geschichten allzu oft eben formelhaft und vor allem lieblos und billig nach immer dem gleichen Rezept heruntergekurbelt. Warum man bei einem reinen Kommerzfilm nicht ein wenig Geld in die Hand nimmt, damit das Ergebnis wenigstens halbwegs professionell wirkt, ist ein Rätsel.
 
 
Die Produzenten von „Vier zauberhafte Schwestern“ haben in nicht weniger als vier Ländern gedreht. So konnte man Filmfördermittel aus Belgien, Bayern, Österreich und Südtirol abschöpfen. Leider sieht man von dem Geld nichts auf der Leinwand. Die Buchvorlagen der englischen Autorin Sheridan Winn spielen, wenig überraschend, in England. Die im Film gezeigten Drehorte kann beim besten Willen niemand mit England verwechseln. Und das im Film gezeigte „Cantrip House“ wird niemand jemals für ein altehrwürdiges englisches Herrschaftshaus halten.
 
Drehbuchautorin Hortense Ullrich hat erst letztes Jahr mit „Meine teuflisch gute Freundin“ eine witzige, originelle Geschichte für Kinder in die Kinos gebracht.
 
Und Regisseur Sven Unterwaldt Jr. hat die „7 Zwerge“-Filme mit Otto Waalkes gedreht, die sicher keine Meisterwerke, aber halbwegs kompetent gemacht waren. Warum haben die Filmemacher hier keine einzige sinnvolle oder kompetente Entscheidung getroffen? Nichts in diesem Film ergibt Sinn. Nichts ist stimmig. Alles wirkt billig und lieblos gemacht. Kinder singen in der „Royal Music Hall“ Warum lässt man die Geschichte in England spielen, wenn während des ganzen Films nur Autos mit belgischen Kennzeichen zu sehen sind, die alle auf der rechten Straßenseite fahren? Warum haben vier Schwestern, die deutlich hörbar in Deutschland aufgewachsenen sind, eine Mutter und einen Vater, die ebenso deutlich hörbar beide Österreicher sind? Klar, die Mitwirkung österreichischer Schauspieler ist eine Bedingung der österreichischen Filmförderung. Aber dann muss man für diese Darsteller eben andere Rollen finden.
 
01 ©2019 Walt Disney Pictures02 ©2019 Walt Disney Pictures03 ©2019 Walt Disney Pictures04 ©2019 Walt Disney Pictures
 
Wer soll es lustig finden, wenn der Vater beim Telefonieren statt des Telefons eine Eiswaffel ans Ohr drückt? Welcher männliche Teenager bringt seinem Schwarm Obst mit, wenn er sie zuhause besucht? Und warum wird das Obst überhaupt gezeigt und besprochen, wenn es danach nie wieder zu sehen ist oder erwähnt wird? Warum liegen Fotoalben im Stadtarchiv und nicht einfach im Haus? Was treibt ein ehemaliger Castingshow-Teilnehmer in dem Film? Und warum, warum nur müssen die vier Schwestern zu allem Überfluss auch noch an einem Gesangswettbewerb teilnehmen? Es folgen einige kurze Textproben. So kann jeder Leser selbst entscheiden, ob er mit seinen Kindern so etwas von vier mäßig begabten Halbwüchsigen vorgetragen hören möchte:
 
„Denn allein, allein, sind wir zu klein, zu klein. Lass Deine Träume niemals los. Ey, zuammen sind wir groß“. Noch ein Beispiel gefällig? Aber gerne: „Für immer all for one. Für immer all for one. Bis in alle Zeit, weil nichts uns trennen kann. Ganz egal, wir halten fest zusamm‘.“ Und wer jetzt meint, ein Endreim mit „one“, „kann“ und „zusamm‘“ ist das Werk eines mutigen Texters, darf sich auf mein Lieblingsbeispiel freuen. Bitteschön: „An Deiner Seite kann ich alles mit links. An Deiner Seite kann mir alles gelingen.“ Jawohl, „links“ auf „gelingen“ gereimt. Bob Dylan, zieh Dich warm an! Ob dem Texter klar ist, dass das was er für ein Reimlexikon hält, ein ganz normales Wörterbruch ist?
 
Für immer all for one
 
Über Krieg und Scheidungen meinen viele Experten, „Am schlimmsten trifft es die Kinder“. Das gilt auch für Filme wie „Vier zauberhafte Schwestern“ und zwar sowohl für die Kinder auf der Leinwand als auch die im Kinosaal.
 
Laila Padotzke, Hedda Ehrlebach, Lilith Julie Johna und Leonore von Berg sind sicher nette Mädchen bzw. nette junge Damen. Aber gerade Kinderschauspieler brauchen einen kompetenten Regisseur, der sich Zeit nimmt, mit ihnen die Rollen zu erarbeiten und ihnen beibringt nicht zu übertreiben. Hier wurden die armen Kinder offensichtlich sich selbst überlassen. Das ewige Grinsen und overacting der vier Jungdarstellerinnen wirkt teilweise nur noch lächerlich. Vor allem Laila Padotzke, als älteste Schwester, ist während des ganzen Films so „hyper“, dass man sich fragt, ob sie etwas eingenommen hat.
 
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Aber auch den erwachsenen Darstellern bleibt nichts erspart. Weder Doris Schretzmayer („Die Neue – Eine Frau mit Kaliber“) noch Gregor Bloéb („Im weißen Rössl – Wehe Du singst“) sind große Mimen mit Weltkarrieren vor oder hinter sich. Die strohdummen Rollen als Eltern der vier Schwestern hätten sie sich aber besser erspart. Auch Anna Thalbach („Deutsch-Les-Landes“) hätte sich den Part als durchgeknallte Haushälterin besser erspart.
 
Diese Rolle hätte jede Teilnehmerin eines Wochenendworkshops für Hobbyclowns ebenso gut spielen können. Das Gleiche gilt für Justus von Dohnányi als Handlanger der bösen Glenda.
 
Zuletzt hat man Katja Riemann in „Fack ju Göthe 1 – 3“ im Kino wahrgenommen. „Herrliche Zeiten“ wollte letztes Jahr niemand im Kino sehen und so muss die arme Frau Riemann die durchgeknallte Hexe in diesem Kinderfilm geben. Dabei agiert sie wie die komische Alte eines billigen Provinztheaters nachdem sie feststellen musste, dass in der Garderobe kein Wodka mehr zu finden war.
 
Fazit
 
Natürlich ist das „bloß ein Kinderfilm“. Aber eben leider sehr schlecht und billig gemacht. Warum sollte ein Kinderfilm nicht mit der gleichen Sorgfalt gemacht werden, wie ein Film für Erwachsene? Eltern essen doch auch kein Steak vom Bio-Rind während ihre Kinder billiges Formfleisch mit Tiefkühlpommes und Ketchup bekommen. Oder etwa doch?
 
 
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