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Kritik: Bob Marley: One Love

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Autor: Peter Osteried
 
Mit einem Biopic sowohl dem Porträtierten, als auch seiner Zeit gerecht zu werden, ist immer schwer. Insbesondere, wenn so viel Erlebtes und Passiertes in eine Filmlaufzeit gepackt werden muss. Das ist auch der Mühlstein, der um den Hals von BOB MARLEY: ONE LOVE hängt, denn die Ansätze sind gut, die Schauspieler sowieso, aber das Ganze kommt doch recht holprig daher und setzt im Grunde historisches Vorwissen voraus.
 
Von Jamaika nach London
 
Der Film beginnt im Jahr 1976. Jamaika steht kurz vor dem Bürgerkrieg, die beiden politischen Parteien sind verfeindet, auf den Straßen herrscht die Gewalt. Bob Marley möchte mit dem Smile Concert ein Zeichen für den Frieden setzen, für die Einheit, für die Zusammenarbeit. Aber das gefällt nicht jedem. So wird auch ein Anschlag auf ihn verübt, bei dem seine Frau fast ums Leben kommt. Das lässt ihn umdenken und Jamaika verlassen.
 
Marley arbeitet mit seiner Band in London an seinem neuen Album. Dem wichtigsten Album, wie er meint, weil er eine Botschaft in die Welt hinausschicken will, die diese verändern soll. Ein hehres Ziel, dem er nahekommt, aber schon bald schlägt das Schicksal zu. Denn Bob Marley ist kein langes Leben vergönnt.
 
 
Die Politik
 
Wie es um Jamaika steht, was die Politik ausmacht, wird zwar in Nebensätzen behandelt, aber der Film schafft es nie, dem Zuschauer ein Gefühl für die historische Dimension zu geben. Wer gegen wen steht, bleibt ebenso offen wie der Hass auf die Rastafari, zu denen auch Bob Marley gehört.
 
Warum sie in Jamaika weniger als Hunde gelten, wie Bobs Frau sagt? Wird nie erklärt. Das weiß man, oder auch nicht. Und wenn man es nicht weiß, dann ist es schwer, die Situation zu verstehen. Der Film scheitert hier daran, dass er zu wenig aufzeigt, wie die Zustände auf Jamaika wirklich waren.
 
Danach wird es leider auch nicht besser. Obwohl der Film im Grunde nur zwei, drei Jahre abdeckt, nachdem er 1976 beginnt, wirkt das Erzählte holprig. So, als ob wichtige Teile der Geschichte fehlen würden. Oder aber der Film setzt voraus, dass jeder Zuschauer sehr genau mit Bob Marley Lebensweg vertraut ist.
 
Entsprechend wird seine Krebserkrankung en passant erwähnt. Und dann? Hat Marley etwas dagegen getan? Man erfährt es in diesem Film nicht. Es gibt ein paar religiöse Einlassungen, das war’s.
 
01 ©2024 Paramount Pictures02 ©2024 Paramount Pictures03 ©2024 Paramount Pictures04 ©2024 Paramount Pictures
 
Jah und die Rastafari
 
Überhaupt schafft es der Film auch nicht, dem Publikum die Religion zu erklären, der Marley anhängt. Jah ist wohl Gott, aber die Rastafari? Vieles bleibt im Unklaren, dafür stellt der Film Marley als eine Art Propheten dar, der die wichtige Botschaft verbreitet und schließlich selbst zur Botschaft wird. Das mag alles so von ihm empfunden worden sein, aber der Film schafft es nicht, dem Zuschauer das auch zu vermitteln. Es bleibt alles schwammig und nebulös.
 
Die zeitlichen Sprünge tun ein Übriges, die Geschichte zerfasern zu lassen. Am Ende ist man nicht sehr viel schlauer, was den Menschen Bob Marley anbelangt. Man hat eine gewisse Ahnung, aber ein Biopic sollte eigentlich mehr als das leisten. Insbesondere, wenn man schon so einen guten Hauptdarsteller wie Kingsley Ben-Adir an der Hand hat.
 
Der wurde von Marleys Kindern persönlich abgesegnet und spielt sich wirklich die Seele aus dem Leib. Ben-Adir liefert eine große Darstellung ab. Die ist es dann auch, die den Film halbwegs rettet. Aber letztlich hätte man ihm mehr Raum gewünscht, um sich zu entfalten. BOB MARLEY: ONE LOVE leidet an seiner kurzen Laufzeit.
 
Fazit
 
Durchwachsener Film, der als Biopic nur bedingt funktioniert. Zum Leben erwacht das Ganze, wenn Marley singt. Und der Film lebt von seinem Hauptdarsteller, der eine exzellente Darstellung abgeliefert hat. Letztlich ist dies aber nur ein Film für jene, die mit der Lage Jamaikas in den 70er Jahren, aber auch mit Bob Marleys Leben gut vertraut sind.
 
 
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