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*** Fabian oder der Gang vor die Hunde ***

 
dfdh kritik
 
Autorin: Katharina Mühl
 
Es ist Nacht. Die Kamera begleitet Tom Schilling bei seinen abenteuerlichen Streifzügen durch Berlin. Verschiedene Türen öffnen sich; mal offenbaren sie den Blick in eine Kneipe, mal landet der Zuschauer in einem Bordell.
 
Was für den einen oder die andere erstmal vielleicht wie ein Remake von "Oh Boy2 klingen mag, entpuppt sich als Dominik Grafs Inszenierung von Erich Kästners Fabian. Die Geschichte eines Moralisten.
 
Berlin, 1931
 
Der Film holt sein Publikum zu Beginn in der heutigen Zeit ab, indem er den Berliner U-Bahnsteig der Haltestelle Heidelberger Platz zeigt und dann an Menschenmassen vorbei fährt, die Treppen nach oben, in das Jahr 1931 und damit in die letzten Jahre der Weimarer Republik. Schnell wird der Anfang-30-Jährige Jakob Fabian (Tom Schilling) als Protagonist des Streifens etabliert, dessen Leben das Publikum fortan begleitet.
 
 
Auch auf die Vorlage von und den Bezug zu Kästner wird immer wieder eingegangen, zum einen durch inszenatorische Anspielungen auf dessen Biographie wie beispielsweise mit einer Bücherverbrennungsszene. Zum anderen durch literarische Adaptionen, so führt z.B. eine Erzählerstimme durch den Film, wodurch der Text in den Vordergrund gerückt wird. Auch der appellierende Ton Kästners lässt sich in Grafs Verfilmung einfach heraushören, wenn Fabian sich z.B. auf die Grausamkeit des Krieges beruft.
 
Was man dem Film ebenfalls hoch anrechnen muss, ist dessen Besetzung. Saskia Rosendahl gelingt ein wunderbarer Spagat zwischen innerer Abgebrühtheit und brodelnder Leidenschaft. Albrecht Schuch tritt als selbstbewusster Lebemann auf, der mit tiefgründiger Sensibilität und Selbstzweifeln überrascht. Und Tom Schilling beweist – wieder einmal – sein Talent für melancholische Figuren, die auf der Suche nach sich selbst durch das Leben stolpern.
 
01 ©2021 Lupa Film Hanno Lentz DCM02 ©2021 Lupa Film Hanno Lentz DCM03 ©2021 Lupa Film Hanno Lentz DCM04 ©2021 Lupa Film Hanno Lentz DCM

Fazit
 
Vielleicht liegt aber auch genau hier das Problem: Aufgrund der Casting-Entscheidung bezüglich des Protagonisten ist es dem Film quasi unmöglich, neue Bilder zu zeigen. Schilling spielt in alten Mustern, die man bereits in Oh Boy oder Werk ohne Autor bewundern konnte, die frau jedoch bereits verinnerlicht hat, weswegen sie folglich nicht mehr überraschen können.
 
So fällt es dem Film stellenweise schwer, knappe drei Stunden lang die Spannung aufrechtzuerhalten, was bei der kreativen Inszenierung und der künstlerischen Leistung sowie dem grandiosen literarischen Stoff von Kästner sehr schade ist.
 
 
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